DOMRADIO.DE: Seit 2008 ist die Benediktinerabtei Münsterschwarzach klimaneutral. Was heißt das genau?
Pater Christoph Gerhard (Cellerar für wirtschaftliche Belange in der Benediktinerabtei Münsterschwarzach): Zum einen ist es so, dass wir doppelt so viel Strom mit Biogas, Wind-, Solar- und Wasserkraft erzeugen, als wir selbst verbrauchen. Das ist für die Klimaneutralität wichtig, weil wir zwar sehr viel gedämmt und auf Holzheizung umgestellt haben, aber immer noch Öl verbrauchen, nämlich beim Fahren mit den Autos und zum Heizen auf dem Gelände, wenn es richtig kalt wird. Der regenerative Strom wird dann sozusagen gegengerechnet. Im Ergebnis ist unsere CO2-Bilanz deutlich im Minus.
DOMRADIO.DE: Das ist sicher auch kein einfacher Weg, ein Kloster klimaneutral zu machen. Wie haben Sie das hinbekommen?
Gerhard: Das geht nur Schritt für Schritt. Wir haben 70 Gebäude und 50.000 Quadratmeter an beheizter Fläche. Da ist schon einiges zu tun. Wir haben erst überlegt, welche Möglichkeiten wir haben und dann beschlossen, immer dann, wenn wir ein Gebäude anpacken, das auch thermisch zu sanieren und auch die elektrische Energie genau anzuschauen.
Das ist ein Prozess, der seit über 20 Jahren läuft. Wir brauchen für die Primärheizenergie fast 30 Prozent weniger an Energie als noch vor 20 Jahren. Aber das genügt natürlich nicht für die Klimaneutralität. Wir haben eben dann Holz als Energieträger genutzt, vor allen Dingen deswegen, weil ungemein viel Holz rund ums Kloster, im groben Umkreis vom 20 Kilometern, in den Wäldern verrottet ist, weil es nicht gebraucht worden ist. Dieses Holz nutzen wir für unsere Heizung.
DOMRADIO.DE: Aber Holz fürs Heizen? Widerspricht das nicht einer guten CO2-Bilanz?
Gerhard: Das kommt drauf an, was mit dem Holz passiert. Bislang lag das Holz ungenutzt im Wald und hat beim Verrotten CO2 freigesetzt. Statt im Wald Wärme und CO2 zu produzieren, ist unsere Heizung eher der richtige Ort dafür. Wichtig ist, dass es Waldrestholz ist. Das Schwachholz bleibt im Wald liegen, für die ökologische Verwendung sozusagen. Nur das Stammholz, mit dem sich die Bakterien ein bisschen schwerer tun, nutzen wir eben für die Heizung.
Für den Strom haben wir eine Biogasanlage gebaut, die nach dem Wert der Wärme definiert wurde, die wir im Sommer oder in der Übergangszeit brauchen. Wir haben die Größe der Biogasanlage nicht nach der Wirtschaftlichkeit berechnet, sondern danach, wo wir die Kraft-Wärme-Kopplung am effektivsten fürs Kloster nutzen können.
DOMRADIO.DE: Sie haben viel Erfahrung mit dem Energiesparen und mit dem klimafreundlichen Wirtschaften. Denken Sie, dass das, was Sie jetzt im Kleinen in Ihrer Abtei geschafft haben, auch im Großen funktionieren wird in der Gesellschaft?
Gerhard: Allemal! Das, was wir gemacht haben, ist natürlich die Dorfebene. Die Abtei Münsterschwarzach ist mit ihrer Schule tagsüber ein kleines Dorf mit 1.200 Einwohnern, wofür die Energie gebraucht wird.
Im Großen braucht es weitaus mehr Anstrengungen und natürlich auch die Bereitschaft, die eine oder andere Einschränkung hinzunehmen. Das ist natürlich nicht immer so einfach durchsetzbar. In der christlichen Gemeinschaft, wenn man nah beieinander ist, ist es vielleicht auch einfacher, miteinander zu sprechen und diese Prozesse aufeinander abzustimmen.
DOMRADIO.DE: Wenn Wirtschaftsminister Habeck Sie jetzt als Berater einstellen würde, was wäre Ihr wichtigster Rat an ihn?
Gerhard: Ich glaube nicht, dass ich da jetzt Ratschläge geben kann. Mir gefällt durchaus die Klarheit, mit der Wirtschaftsminister Habeck die Probleme, die wir im Moment haben, kommuniziert. Damit das dann alles miteinander klappen wird, braucht es wirklich alle gesellschaftlichen Schichten, Gruppierungen, die an einem Strang ziehen. Ich hoffe, das gelingt ihm als Minister.
Das Interview führte Hannah Krewer.