Papst-Entschuldigung an Kanadas Indigene stößt auf Kritik

Forderungen nicht erfüllt

Vor allem das Ausklammern der institutionellen Verantwortung der Kirche in der Entschuldigungsbitte wird vom früheren Vorsitzenden der kanadischen Wahrheits- und Versöhnungskommission kritisiert. Forderungen blieben offen.

Papst Franziskus in Begleitung von zwei Häuptlingen / © Gregorio Borgia (dpa)
Papst Franziskus in Begleitung von zwei Häuptlingen / © Gregorio Borgia ( dpa )

Der frühere Vorsitzende der kanadischen Wahrheits- und Versöhnungskommission (Truth and Reconcilitation Commission, TRC) hält die Entschuldigung des Papstes an die Indigenen des Landes für unzureichend. Franziskus habe die "führende Rolle" der katholischen Kirche bei der Zwangsassimilierung indigener Kinder "nicht anerkannt", schreibt Murray Sinclair in einer Erklärung (Dienstag Ortszeit).

Kirche als Ganzes verantwortlich

Die Worte des Papstes lägen weit hinter den Forderungen der Wahrheits- und Versöhnungskommission zurück, wie sie in Kapitel 58 des Abschlussberichts 2015 formuliert worden seien. Sinclair, ein ehemaliger Richter, verurteilt vor allem ein Ausklammern der institutionellen Verantwortung der Kirche in der Entschuldigungsbitte. Für die Leiden der etwa 150.000 betroffenen Kinder seien nicht einige Wenige, sondern die Kirche als Ganzes verantwortlich.

Papst an Indigene: Kirche kniet nieder und bittet um Vergebung

Papst Franziskus hat mit einer ausführlichen Vergebungsbitte an Indigene seine "Bußwallfahrt" in Kanada begonnen. "Ich bitte demütig um Vergebung für das Böse, das von so vielen Christen an den indigenen Bevölkerungen begangen wurde", sagte das katholische Kirchenoberhaupt am Montagvormittag (Ortszeit) vor Überlebenden früherer "Residential Schools" auf dem Gelände einer der größten dieser Internatsschulen in Maskwacis/Alberta.

Papst Franziskus betet auf dem Friedhof der Ermineskin Cree Nation zwischen den Gräbern der Schüler der Ermineskin Indian Residential School. / © Paul Haring (dpa)
Papst Franziskus betet auf dem Friedhof der Ermineskin Cree Nation zwischen den Gräbern der Schüler der Ermineskin Indian Residential School. / © Paul Haring ( dpa )

Sinclair betont, die Kirche sei beim Internatssystem für Indigene "nicht nur ein Agent des Staates" gewesen. Sie habe die Regierungen im vergangenen Jahrhundert sogar gedrängt, die Assimilierung voranzutreiben und damit einen "kulturellen Völkermord" begangen. Die Kirche habe nicht nur mit dem Staat zusammengearbeitet, sondern ihn "angestiftet".

Auch der ehemalige Abgeordnete und Angehörige des Cree-Stammes, Romeo Saganash, kritisierte, die Franziskus-Entschuldigung sei hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Die Worte des Papstes habe vermutlich "eine ganze Armee von Anwälten" bearbeitet, um sicherzustellen, "dass er haftungsfrei bleibt, oder zumindest die Kirche".

 

Quelle:
KNA
Mehr zum Thema