Papst wirbt bei Indigenen für gemeinsame Perspektive

"Geschwisterliches" Zusammenleben

Am fünften Tag seines Besuchs in Kanada traf sich Papst Franziskus wieder mit Vertretern der Indigenen. Erneut drückte er sein Bedauern für das Leid aus, dass ihnen von Katholiken angetan wurde. Er hoffe auf Heilung und Versöhnung.

Papst begrüßt Evangelista Herrera in Quebec / © Nathan Denette (dpa)
Papst begrüßt Evangelista Herrera in Quebec / © Nathan Denette ( dpa )

"Ich bin im Geiste der Buße gekommen, um euch den Schmerz auszudrücken, den ich in meinem Herzen trage für das Böse, das nicht wenige Katholiken euch angetan haben", sagte das Kirchenoberhaupt am Freitagvormittag (Ortszeit) bei einer Begegnung am Sitz des Erzbischofs von Quebec. Katholiken hätten "eine unterdrückerische und ungerechte Politik" gegen die Ureinwohner des Landes unterstützt.

Mit seinen "begrenzten physischen Möglichkeiten", so der oft im Rollstuhl sitzende Papst, sei er gekommen, "um mit euch und für euch weitere Schritte vorwärts zu gehen". Diese sollten der Suche nach Wahrheit dienen sowie einer weiteren Heilung und Versöhnung. Es gehe darum, Hoffnung zu säen, "für künftige Generationen indigener und nicht-indigener Menschen", die "geschwisterlich und in Einklang zusammenleben wollen".

Viele Begegnungen

An der Begegnung nahmen mehr als 20 Vertreterinnen und Vertreter der First Nations, Metis und Inuit sowie ein Dutzend Bischöfe teil. Das Treffen fand zwar - wie von den Indigenen gefordert - auf ihrem angestammten Land in der Provinz Quebec statt, aber nicht wie am Montag in Alberta am Ort einer früheren Residential School. Solche Internatsschulen, wesentlicher Teil kolonial-europäischer Anpassungspolitik, lagen weit außerhalb von Quebec-City.

Papst an Indigene: Kirche kniet nieder und bittet um Vergebung

Papst Franziskus hat mit einer ausführlichen Vergebungsbitte an Indigene seine "Bußwallfahrt" in Kanada begonnen. "Ich bitte demütig um Vergebung für das Böse, das von so vielen Christen an den indigenen Bevölkerungen begangen wurde", sagte das katholische Kirchenoberhaupt am Montagvormittag (Ortszeit) vor Überlebenden früherer "Residential Schools" auf dem Gelände einer der größten dieser Internatsschulen in Maskwacis/Alberta.

Papst Franziskus betet auf dem Friedhof der Ermineskin Cree Nation zwischen den Gräbern der Schüler der Ermineskin Indian Residential School. / © Paul Haring (dpa)
Papst Franziskus betet auf dem Friedhof der Ermineskin Cree Nation zwischen den Gräbern der Schüler der Ermineskin Indian Residential School. / © Paul Haring ( dpa )

Er habe in diesen Tagen sehr viel erfahren und gelernt, sagte Franziskus weiter, und kehre viel reicher nach Haus zurück. Die Lebenswelt der Indigenen Kanadas sei in seine "Seele gekommen" und werde ihn immer begleiten: "Wenn ihr mir das gestattet, wage ich zu behaupten, dass ich mich jetzt in gewissem Sinne auch als Teil eurer Familie fühle, und ich fühle mich geehrt."

Treffen mit Jesuiten

Am Morgen hatte sich der Papst zunächst, wie auf seinen Reisen üblich, mit Jesuiten zu einem ausführlichen Gespräch getroffen. Er gehört selbst dem größten katholischen Männerorden an.

Am Mittag (Ortszeit) fliegt Franziskus zur dritten Station seiner Reise, nach Iqaluit am Nordpolarmeer. In der Hauptstadt des seit April 1999 bestehenden kanadischen Territoriums Nunavut, in dem die dort lebenden Inuit besondere Rechte haben, trifft er abermals mit Überlebenden der Residential Schools zusammen.

Das private Gespräch soll eine dreiviertel Stunde dauern. Anschließend hält der Papst auf dem Gelände einer Grundschule vor jungen und alten Menschen seine letzte öffentliche Ansprache in Kanada, bevor er am frühen Abend (Ortszeit) den Rückflug nach Rom antritt.

Quelle:
KNA
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