Entgegen einer Zusicherung von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) in einem Gespräch im Mai seien bei der Kasseler Kunstausstellung eindeutig antisemitische Bilder aufgetaucht. "Das hat meine kühnsten Albträume übertroffen", sagte Schuster dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Donnerstag). Vielleicht sei Roth "zu blauäugig" gewesen und "hintergangen worden".
Allerdings hätten auch die hessische Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) und Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD) die Warnungen zunächst entweder "abgetan" oder "überhaupt nichts verstanden" und der Stadt damit "letztlich einen Bärendienst erwiesen".
Experte eingeschaltet
Die diesjährige documenta wird seit der Vorbereitungsphase von Antisemitismus-Vorwürfen überschattet. Kurz nach Eröffnung der Ausstellung Mitte Juni wurde das Banner "People's Justice" des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi wegen antisemitischer Motive abgehängt.
Später wurden Zeichnungen des syrischen Künstlers Burhan Karkoutly mit antisemitischer Bildsprache bekannt. Die Generaldirektorin der Kunstschau, Sabine Schormann, wurde abberufen und ein Expertenrat eingesetzt.
Bild wieder ausgestellt
Schuster sagte: "Wir haben bereits im Frühjahr im Hinblick auf das Künstlerkollektiv Ruangrupa, das die documenta kuratiert, die Sorge geäußert, dass es zu Israel-bezogenem Antisemitismus kommen könnte." Was ihn am meisten erschrecke und erschüttere, sei, dass Bilder nun wieder ausgestellt würden mit der Begründung, sie seien juristisch nicht angreifbar. "Denn es hat doch kein Mensch gesagt, dass dieser Antisemitismus strafrechtlich relevant ist. Aber Antisemitismus beginnt eben deutlich unter dieser Grenze", sagte der Zentralratspräsident.