Kardinal Ouellet von Sammelklage zu Missbrauch betroffen

"Nicht einvernehmliche Berührungen"

Der kanadische Kurienkardinal Marc Ouellet, Leiter der vatikanischen Bischofsbehörde, ist offenbar von einer Missbrauchs-Sammelklage gegen das Erzbistum Quebec betroffen.

Marc Armand Kardinal Ouellet / © Cristian Gennari/Romano Sicilian (KNA)
Marc Armand Kardinal Ouellet / © Cristian Gennari/Romano Sicilian ( KNA )

Laut übereinstimmenden Medienberichten steht sein Name auf einer Liste mit 88 beschuldigten Geistlichen. Es handelt sich den Angaben zufolge um eine Zivilklage von mehr als 100 Personen, die seit 1940 von Priestern und anderen Kirchenmitarbeitern sexuell missbraucht worden sein sollen – die meisten als Minderjährige. Die überwiegende Zahl der Übergriffe ereignete sich demnach in den 50er- und 60er-Jahren.

Versucht, Ouellet aus dem Weg zu gehen

Katholische Kirche in Kanada

Die katholische Kirche in Kanada hat eine vergleichsweise junge Geschichte. Mit den Europäern und ihrer Kolonialisierung Anfang des 17. Jahrhunderts kam der Katholizismus in die "Neue Welt". So waren es zunächst die Franzosen, die Missionare ins heutige Kanada schickten. Trotz der späteren Eroberung durch die Briten wuchs der Katholizismus in dem Land weiter.

Eine Kirche in Kanada / © Bob Silverman CDN (shutterstock)
Eine Kirche in Kanada / © Bob Silverman CDN ( shutterstock )

Eine Pastoralreferentin werfe Ouellet "nicht einvernehmliche Berührungen sexueller Art" vor, wird aus den Gerichtsdokumenten zitiert. Dies sei in den Jahren 2008 bis 2010 geschehen, als der Kanadier Erzbischof von Quebec war. Es habe sich jedes Mal "sehr unangenehm" angefühlt, sagte die Frau einem kanadischen Radiosender.

Sie habe versucht, ihrem damaligen Vorgesetzten Ouellet aus dem Weg zu gehen. Erst seit 2021 wüssten die zuständigen kirchlichen Beschwerdestellen über die Vorwürfe Bescheid. Auch der Vatikan sei mittlerweile informiert. Ein Ergebnis der Untersuchungen liege bislang nicht vor.

Erzdiözese arbeitet an einer Erklärung

Berichten zufolge werden in der aktuellen Sammelklage weitere hochrangige Geistliche beschuldigt, unter anderen der 2001 verstorbene Weihbischof Jean-Paul Labrie. Die Erzdiözese Quebec äußerte sich auf Presseanfrage bisher nicht zu den Vorwürfen. Ein Sprecher erklärte am Dienstag (Ortszeit), dass an einer entsprechenden Erklärung gearbeitet werde.

Quelle:
KNA
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