Die Missa Cellensis in C-Dur ist bekannter unter dem Beinamen "Cäcilienmesse", weil vermutet wurde, dass sie für die Wiener Cäcilien-Bruderschaft von Haydn geschrieben wurde.
Von der Form her handelt es sich um eine "Missa solemnis longa", die vor allem in Wallfahrtskirchen wie Mariazell in der Steiermark aufgeführt wurde, während der prächtigen Hochämter – zeitgleich wurden an den Seitenaltären parallel so genannte Votivmessen gelesen. Textliche Grundlage sind die fünf Teile der Messe, so wie sie auch heute gelesen werden.
Haydn unterteilt - und das ist typisch für eine Missa solemnis der damaligen Zeit - die einzelnen Messteile nochmals in einzelne Abschnitte.
Zu lang für den Gottesdienst?
Die unterscheiden sich dann beispielsweise innerhalb des Glorias deutlich in Besetzung und musikalischer Gestaltung. Diese Form der Messvertonung wird auch "Kantatenmesse" genannt. Denn die Kantaten im evangelischen Gottesdienst bestehen aus voneinander getrennten Abschnitten mit unterschiedlichen Besetzungen.
Im konkreten Fall der Cäcilienmesse setzt Haydn allerdings musikalische Klammern durch die Verwendung von ähnlichen Figuren und Melodien, die das ganze Werk nicht als eine Ansammlung von lauter Einzelsätzen erscheinen lassen.
Angesichts der Länge von über 60 Minuten erscheint ein tatsächlicher Einsatz der Cäcilienmesse für den Gottesdienst fast zweifelhaft. Vermutlich ging es Haydn eher darum, sein gesamtes kompositorisches Geschick zu zeigen. Er schrieb kunstvolle Fugen, schon fast opernhafte Arien und verwendete insgesamt viel Mühen auf das Werk.
Unklarer Entstehungszeitraum
Die Missa Cellensis komponierte Haydn zwischen den Jahren 1766 und 1773. Zu dieser Zeit war er als Kapellmeister beim Fürsten Esterhazy und damit auch für die Kirchenmusik an dessen Hof zuständig. Insgesamt 14 Messvertonungen komponierte er, von kurzen Messen bis hin zu groß angelegten Kantatenmessen.
Die Entstehung der Cäcilienmesse ist bis heute nicht klar dokumentiert. Zumal es zwei Messen mit dem gleichen Titel von Haydn gibt. 1782 entstand von Haydn die Missa Cellensis, die dem großen Marienwallfahrtsort Mariazell im heutigen Österreich zuzuordnen ist. Diese Komposition ist erheblich kürzer als die zweite Missa Cellensis, deren Entstehungsprozess und Anlass heute unklarer ist.
Zu Lebzeiten war Haydn hochangesehen, auch Komponisten wie Mozart und Beethoven schätzen ihn sehr. Ludwig van Beethoven nahm sogar Unterricht bei ihm. Mozart war mit Haydn eng befreundet.
Am Sonntagabend erklingen im Domradio ab 20 Uhr das Kyrie und Gloria aus der Missa Cellensis.