Die erste belegte Weltumseglung endete vor 500 Jahren

Magellan kam nicht an - dafür ein Hans aus Aachen

Reiseweltmeister werden die Deutschen heutzutage genannt, allen Krisen zum Trotz. Logisch, dass wohl auch bei der ersten historisch verbürgten Weltumseglung Teutonen mit an Bord waren. Magellan selbst kam nicht von der Reise zurück.

Autor/in:
Joachim Heinz
Ruder eines Segelbootes / © ENRIQUE ALAEZ PEREZ (shutterstock)
Ruder eines Segelbootes / © ENRIQUE ALAEZ PEREZ ( shutterstock )

Was mögen die 21 Männer an Bord der "Victoria" wohl empfunden haben, als ihr Schiff am 6. September 1522 im spanischen Hafen Sanlucar de Barrameda vor Anker ging? Erleichterung vermutlich. Denn Kapitän Sebastian de Elcano und mindestens 17 weitere Seeleute hatten den denkbar weitesten Weg hinter sich, den ein Mensch auf Erden zurücklegen kann.

Erste dokumentierte Weltumseglung

Vor 500 Jahren endete die erste dokumentierte Weltumseglung der Geschichte. Dass es dazu kommen würde, hätte sich wohl keiner der Männer träumen lassen, als sie am 10. August 1519 unter dem Kommando eines gewissen Fernao de Magalhaes aufbrachen. Magellan sollte, so legte es Spaniens König Karl I. fest, "in den Gebieten, die uns gehören und die unsere sind im ozeanischen Meer", zu neuen Ufern vorstoßen und dabei beispielsweise Gewürzvorkommen entdecken.

Spätestens seit der Amerika-Reise des Kolumbus 1492/93 lieferten sich Spanien und Portugal ein Wettrennen um Territorien, Einfluss und Rohstoffe. Der 1494 mit dem Segen von Papst Alexander VI. (1492-1503) geschlossene Vertrag von Tordesillas sprach den Spaniern den westlichen Teil der damals bekannten Welt zu, den Portugiesen den östlichen Teil.

Viel Proviant

Mit Magellans Expedition spekulierte Spaniens Monarch darauf, dank der Umschiffung des amerikanischen Kontinents gleichsam durch die Hintertür einen Zugriff auf den Fernen Osten zu bekommen, den die Portugiesen über den Seeweg um Afrika herum ins Visier genommen hatten. Der König und spätere römisch-deutsche Kaiser Karl V. gab sich in seiner Kapitulation als Ehrenmann. Magellan und seine Mannen sollten auf keinen Fall in fremde Gefilde "des durchlauchtigsten Königs von Portugal, meines teuersten und wertesten Onkels und Bruders", eindringen.

Mit fünf Schiffen und mehr als 230 Mann macht sich die Armada auf den Weg. An Bord: 500 Fässer und Schläuche Wein, sieben Kühe und 250 Zöpfe Knoblauch sowie weiterer Proviant für zwei Jahre, dazu Tausende Angelhaken, Glöckchen und rund "vierhundert Dutzend Messer von denen aus Deutschland von der schlechtesten Sorte" als Tauschware. Aber auch Rattenfallen und zwölf Urinale, Messbücher und Altartücher.

Magellan kehrt nicht zurück

Dass Magellan keinen "Sonntagsausflug" plante, wie Christian Jostmann in seiner Geschichte der Expedition schreibt, zeigt auch ein Blick auf die mitgeführten Waffen. Dazu gehörten etwa Armbrüste, Handbüchsen und 50 Zentner Schießpulver. So ausgerüstet, nahm die Flotte zunächst Kurs auf Brasilien, fuhr die dortige Küste hinunter und überwinterte dann in Patagonien.

Hier verlor Magellan das erste seiner Schiffe - und beinahe seine Autorität als Kommandant. Ein Teil der entkräfteten Männer wollte umkehren. Der Kapitän griff hart durch. Der Großteil seiner Mannschaft segelte schließlich weiter hart am Wind - und entdeckte jene sturmumtoste Passage, die vom Atlantik zum Pazifik führt und heute Magellans Namen trägt.

Fast vier Monate brauchte die von Hunger, Durst und Skorbut gepeinigte Armada, um den Pazifik zu durchqueren und im März 1521 auf den Philippinen zu landen. Auf der Insel Mactan war dann Endstation für Magellan. Er wurde in einem Gefecht getötet, nachdem er gewaltsam versucht hatte, das Eiland unter die Herrschaft der spanischen Krone zu stellen und dessen Bewohner zum Christentum zu bekehren.

Deutsche an Bord

Längst setzten da die Portugiesen schon zur Jagd auf die Konkurrenz an. Nur der "Victoria" gelang der Heimweg nach Spanien. Zu den wenigen Rückkehrern gehörte auch ein Geschützmeister mit mutmaßlich deutschen Wurzeln: Hans, "'gebürtig aus Agan', was gemeinhin mit 'Aachen' gleichgesetzt wird", wie Jostmann auf seiner Homepage schreibt. Zwei weitere Landsmänner des Hans sollen sich demnach mit Magellan auf den Weg gemacht haben.

Die Deutschen hatten möglicherweise auch an anderer Stelle ihre Finger im Spiel. Der Kaufmann Cristobal de Haro, der Magellan für die Spanier anwarb, könnte dem Historiker Wolfgang Reinhard zufolge als "Strohmann für Augsburger Kapital, für die Fugger, Welser und andere" gedient haben. Merkwürdigkeiten einer Expedition, die mit dem Namen Magellans verbunden bleibt, obwohl der weit vor dem Ende die Segel streichen musste.

Quelle:
KNA