Frauenpower bei den katholischen Schützen: Der 1928 gegründete Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS) hat erstmals eine Bundesschützenkönigin. Die 56-jährige Floristikmeisterin Andrea Reiprich-Esch von der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Waldbreitbach aus dem Bistum Trier setzte sich am Wochenende beim 78. Bundesfest in Ostenland (Kreis Paderborn) durch.
Erfolgreiche Frauen
Wie der Verband am Sonntag mitteilte, eroberte sie mit 30 von 30 Ringen die bisherige Männerbastion im deutschen Schützenwesen. Insgesamt errangen Frauen vier der sieben möglichen Titel, obwohl nur neun der 86 Teilnehmenden bei den Wettbewerben weiblich waren.
Die Inthronisation der neuen Bundeskönigin erfolgte am Sonntagmorgen bei einer Festmesse mit Bundespräses Robert Kleine, Stadtdechant von Köln. Die Festrede vor den insgesamt mehr als 30.000 Schützen und Besuchern hielt als Schirmherr NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU).
Viele Veränderungen
Der BHDS hatte in den letzten Jahren mehrfach für Schlagzeilen gesorgt. Unter anderem hatte er sich 2020 offiziell von rechten politischen Kräften distanziert und "Vereinnahmungsversuche" der AfD verurteilt.
2017 hatte der Verband beschlossen, dass auch Muslime und andere Nichtchristen Schützenkönig werden können. Außerdem dürfen seitdem homosexuelle Schützenköniginnen und -könige mit ihren Lebenspartnern als Königspaar auftreten.
Offener Dachverband
Der BHDS ist der Dachverband für rund 1.300 Bruderschaften aus den sechs Bistümern Aachen, Essen, Köln, Münster, Paderborn und Trier und hat nach eigenen Angaben mehr als 400.000 Mitglieder.
Er bekennt sich zu "christlichen Wurzeln und Traditionen", verbunden mit einer "umfassenden Bereitschaft zum Miteinander mit Hinzugekommenen aus anderen Kulturkreisen". Das Schützenwesen in Deutschland ist seit 2015 von der deutschen UNESCO-Kommission als immaterielles nationales Kulturerbe anerkannt.