Spiel zur Trauerbewältigung erschienen

"Türöffner" zu Gefühlen

Trauer spielend bewältigen? Mechthild Schroeter-Rupieper ist davon überzeugt, dass Würfel und Karten dazu beitragen können, mit Krisensituationen umzugehen. Ihr Therapiespiel und ihr neues Buch sind nun erhältlich.

Autor/in:
Paula Konersmann
Kerzen vor einem Fenster / © Juliya Shangarey (shutterstock)
Kerzen vor einem Fenster / © Juliya Shangarey ( shutterstock )

Manche Fragen haben nicht unbedingt mit Trauer zu tun. Zum Beispiel: "Innen weich und außen hart oder pieksig - welche Vor- und Nachteile kann es haben, manchmal ein Kaktus zu sein?"

Therapiespiel mit Aktionskarten

Auf anderen Karten geht es um das Verhältnis zu anderen, etwa: "Woran erkennt deine beste Freundin oder dein bester Freund, dass du traurig bist?" Und immer wieder gibt es die Möglichkeit, über einen verstorbenen Menschen zu sprechen: "Worüber würde ... sich freuen, weil es dir jetzt schon gut gelingt?"

Die 60 "Aktionskarten" sind gewissermaßen das Herzstück von "Weg mit meiner Trauer", einem Therapiespiel, das die Trauerbegleiterin Mechthild Schroeter-Rupieper veröffentlicht hat.

Fühlen, Akzeptieren, Funktionieren

Am Montag erscheint zudem ihr Buch "Neue Geschichten, die das Leben erzählt, weil der Tod sie geschrieben hat". Nicht nur nach einem Todesfall, auch etwa nach einer Scheidung kann das Spiel helfen, betont die Leiterin des Instituts für Trauerbegleitung Lavia in Gelsenkirchen.

Verschlungene Wege sind auf dem Spielbrett zu erkennen. Am Anfang steht das gebrochene Herz: "Weg mit meiner Trauer" basiert auf dem Trauermodell, das die Frau mit den roten Locken und dem herzlichen Lachen entwickelt hat.

Symbolbild Kartenspielen / © Kokasea (shutterstock)

An den unterschiedlichen Spiel-Stationen geht es ums Fühlen, ums Akzeptieren oder auch ums Funktionieren: So "funktionierten" viele Menschen unmittelbar nach einem Trauerfall erst einmal, müssten Beerdigung und vieles andere organisieren, so die Expertin. Wichtig sei, darüber nicht die Sorge für sich selbst zu vergessen. Daran kann das Spiel erinnern.

Mehrere Spiele auf dem Markt

"Die Menschen lieben Fragespiele", hat Schroeter-Rupieper beobachtet. Therapiespiele werden häufig eingesetzt - in der Psychotherapie, im logopädischen oder ergotherapeutischen Bereich. Auch in der Seelsorge oder an Schulen können sie als "Türöffner" wirken, das Eis brechen bei Fragen, die viele nicht zu stellen wagen.

Schon länger ist das "Trauerland-Spiel" aus dem Manfred Vogt Spieleverlag erhältlich, seit Jahresbeginn das "Memo Sterben" von Beltz. Auch manche Indie-Games für PC und Konsolen machen Abschied und Trauer ausdrücklich zum Thema.

Auch für Therapeuten

"Weg mit meiner Trauer" ist für Familien, Trauergruppen oder Schulklassen geeignet - einen Therapeuten braucht es dafür nicht. Und wenn, sollte derjenige aktiv mitspielen, erklärt die Entwicklerin: Schließlich geht es nicht ums "Ausfragen", sondern darum, einander zuzuhören und vielleicht eine neue Perspektive zu entdecken.

Während sich der eine im "Kreisverkehr" der eigenen Gedanken gefangen fühlt, sieht der andere, was schon alles bewältigt wurde. Mal wähnt man sich am Gipfelkreuz, mal sehnt man sich nach einer Bank zum Ausruhen: All diese Symbole tauchen im Spiel auf und können von den Spielerinnen und Spielern selbst gedeutet werden.

Die unterschiedlichen Gefühle, die mit Trauer einhergehen, sind für Schroeter-Rupieper ebenso "normal" wie die verschiedenen Orte, an denen Menschen ihre Verstorbenen bewahren: auf dem Friedhof, im Himmel, bei der Rückkehr an einen Urlaubsort, den man früher gemeinsam bereist hat. Auch dafür gibt es einen Spielbereich. "Trauer ist ein normaler Prozess. Wir haben verlernt, mit ihr normal umzugehen", betont die Trauerbegleiterin.

Kein Sieg und keine Niederlage

Fragekarten setzt sie in ihrer über drei Jahrzehnte währenden Arbeit mit Trauernden schon lange ein. Bevor das Spiel zum Verkauf stand, habe es immer wieder Anfragen für Ausleihen gegeben: "Viele Menschen berichten von heiteren Abenden mit tiefen Gesprächen, mit Lachen und Tränen."

Können Männer über ihre Gefühle sprechen? / © fizkes (shutterstock)
Können Männer über ihre Gefühle sprechen? / © fizkes ( shutterstock )

Um Sieg oder Niederlage geht es hier also nicht. Ziel des Spiels ist vielmehr - dafür steht der Schmetterling in der Mitte des Bretts -, die Kontrolle loszulassen, die die meisten Menschen im Alltag zu wahren versuchen. Dafür müsse man manchmal um die Ecke denken, sagt Schroeter-Rupieper: zum Beispiel bei "Doof-Karten" wie derjenigen mit der Frage "warst du schon mal traurig?".

Solch ein banal erscheinender Gedankenanstoß könne dazu führen, dass unreflektierte Regeln hinterfragt werden, zum Beispiel "ich darf nicht weinen". Beim Spiel selbst ist vor allem eine Regel wichtig, so die Entwicklerin: "Beenden sollte man es mit einer guten Erinnerung."

Gesprächsangebote zur Trauerbewältigung im Erzbistum Köln

An unterschiedlichen Orten im Erzbistum besteht für Eltern von Sternenkindern ein Gesprächsangebot, unter anderem in den Räumen von "Kindernöte e.V." in der Florenzer Str. 84, Köln-Chorweiler, in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Hl. Johannes XXIII. Hier sind sie willkommen, sich in regelmäßigen Abständen zu treffen und auszutauschen. Ein vergleichbares Angebot besteht mit der Selbsthilfegruppe "Leere Wiege" am Bensberger Vinzenz Pallotti Hospital, einer Klinik mit über 2000 Geburten pro Jahr.

Kerzen als Ausdruck der Trauer / © irin-k (shutterstock)
Kerzen als Ausdruck der Trauer / © irin-k ( shutterstock )
Quelle:
KNA