DOMRADIO.DE: Was ist denn das Leichte Gotteslob und wie kam es zu der Idee?
Daniel Frinken (Referent in der Fachstelle Liturgie und Katechese im Bistum Münster): Das leichte Gotteslob ist ein Liederbuch mit Liedern, die unterschiedlich leicht zu singen sind. Das ist ein Buch für Leute, die gerne singen, die aber vielleicht auch Schwierigkeiten mit komplexen Melodien und mit schweren Texten haben. Es soll letztendlich einen einfachen Einstieg in das leichte Singen von geistlichen Liedern geben.
Martin Merkens (Referent für Seelsorge für Menschen mit Behinderungen): Es ist natürlich für die Zielgruppe "Menschen mit Behinderungen" entstanden und in einem Seminar, wo Seelsorgerinnen und Seelsorger für Menschen mit Behinderungen dabei waren. Aber es richtet sich an alle Menschen, um das Singen leichter zu machen.
Wir haben Lieder ausgewählt, die nicht ganz so viel Text haben, die nicht zu komplizierte Bilder und Wörter verwenden. Es gibt zum Beispiel ganz leichte Lieder, die so ein Federsymbol haben. Das sind Lieder, die man zum Beispiel als Liedschleife immer singen kann. Oder Klassiker, das sind Lieder, die deshalb leicht sind, weil sie schon bekannt sind. Oder wir haben Lieder, wo viele Leute den Refrain zumindest gut mitsingen können.
Wir haben da in Coesfeld tolle Erfahrungen gemacht. Die Leute, die da waren, das war eine inklusive Gruppe, mindestens die Hälfte Menschen mit einer geistigen Behinderung, die waren alle super dabei. Das hat total viel Spaß gemacht.
DOMRADIO.DE: Aber Sie haben ja nicht nur gesungen. Da wurde auch mit Händen und Füßen gearbeitet, oder?
Frinken: Wir haben im LeiGoLo einige Vorschläge, wie man sich zu den Liedern bewegen kann, dass man Bewegung erfinden kann. Sich zur Musik bewegen, lässt die Lieder noch mal anders einprägen. Und das war eine tolle Erfahrung, gerade in Coesfeld, weil wir gemerkt haben, das stimmt tatsächlich, die Leute waren wirklich aktiv dabei.
Merkens: Wir haben auch ein paar DGS-Gebärden eingebaut, aber nicht komplett, weil das zu kompliziert und zu schwer geworden wäre. Wir haben zum Beispiel das Vaterunser mit weniger, als es üblicherweise gebärdet wird und das mit Zeichnung dargestellt, so dass man mitmachen könnte, also inklusiv in dem Sinne für Menschen, die nicht selber gut singen können. Die können sich dann wenigstens bewegen oder Menschen, die nicht hören können, können wenigstens die Gebärden und die Gesten mitbekommen und verstehen.
DOMRADIO.DE: Ich könnte mir das jetzt auch durchaus im Kindergarten vorstellen. Ist daran auch gedacht, dass das auch in der Kita möglich ist?
Frinken: Natürlich haben wir die Idee für den inklusiven, im sonderpädagogischen Bereich entwickelt. Aber da sind Lieder drin, die auch ganz woanders gesungen werden können. Das können Kinderlieder im Kitabereich sind, aber wir haben auch viele Klassiker drin, die, ich sage mal, in der Kirche auf und ab gesungen werden. Bekanntestes Beispiel "Großer Gott, wir loben dich" haben wir tatsächlich mit reingenommen. Das sind Lieder, die sich sozusagen abgespeichert haben und die dann auch gerne miteinander gesungen werden.
Das heißt, das Buch kann auch über den inklusiven Bereich hinaus genutzt werden, immer im Bewusstsein, dass es leichte Lieder im positiven Sinne sein sollen.
DOMRADIO.DE: In Coesfeld haben sie mit einem Kurs angefangen. Es gibt aber noch drei weitere in den Bistümern Augsburg und Limburg. Nun hat Deutschland 27 Diözesen. Und ich schätze mal, bundesweit ist der Bedarf da. Ist daran gedacht, dass das noch weitergehen wird, dieses Projekt?
Merkens: Tatsächlich haben wir eine Auflage von etwa 4.500. Davon sind über 3.000 schon weg. Und die sind in mindestens zehn, zwölf Diözesen gegangen. Da haben einige das abgenommen. Es gibt natürlich auch die Diözesen, die sich da noch nicht drum gekümmert haben und die ihr eigenes Ding gemacht haben.
Es ist natürlich auch eine Frage, inwieweit das in größeren Einrichtungen genutzt wird. Ich glaube, dass das Liedgut, was wir da zusammengestellt haben, für viele gut ist. Und wir haben ja gesehen, dass es funktioniert. Es waren tatsächlich aus genau den genannten Diözesen auch Leute mit im Team.
Frinken: Wir haben uns prima ergänzt in der Arbeit. Und dann haben wir gesagt, wenn wir dieses Buch gemeinsam so auf den Weg bringen können, dann wollen wir zumindest auch in den Diözesen, in denen wir zu Hause sind, in denen wir arbeiten, entsprechend Multiplikatoren finden oder ein inklusiven Lieder-Workshop machen, um zu zeigen, wie mit dem Buch und wie mit den Liedern gearbeitet werden kann. Grundsätzlich ist die Werbung natürlich bundesweit gewesen.
DOMRADIO.DE: Kommen wir noch einmal zurück auf Coesfeld. Was für Rückmeldungen haben Sie von den Leuten bekommen, die mit dabei waren?
Frinken: Die erste Rückmeldung, das war die unmittelbarste, nämlich zu erfahren, mit wie viel Spaß die Leute mitgemacht haben. Was wir vorbereitet hatten, ist wirklich gut angeklungen. Das war auch sehr berührend und sehr schön.
Von einigen Begleitern kam noch die Rückmeldung, von einer Dame ganz dezidiert, die sagte, jetzt habe ich wirklich auch eine Idee, wie ich mit den Liedern arbeiten kann. Das war sehr klasse. Es gibt natürlich auch Rückmeldungen zur Liedauswahl. Aber grundsätzlich war die Rückmeldung der Leute, die da waren sehr positiv, die waren sehr dankbar und sehr fröhlich.
Das Interview führte Oliver Kelch.
Hinweise:
Das LeiGoLo kann auf der Internetseite des Robert Haas Musikverlag bestellt werden (Preis: 9,99 Euro). Weitere Informationen sind auf der Internetseite des Bistums Münster zu finden: www.bistum-muenster.de/leigolo.