Die überwiegende Mehrheit der aus einer Kirche Ausgetretenen will die Institution nicht mehr finanziell unterstützen (87 Prozent). Mehr als drei Viertel gaben bei der nicht-repräsentativen Umfrage an, ihr Schritt liege nicht darin begründet, dass sie Geldsorgen hätten und das Gesparte für sich benötigten.
Die Onlineumfrage führte der SWR zwischen 1. April und 31. August durch und ließ sich dabei vom Leipziger Religionssoziologen Gert Pickel begleiten. Austretenden in mehr als 20 Standesämtern in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz wurde ein Flyer mit Link auf einen Fragebogen übergeben, in dem sie anonym Austrittsgründe nennen konnten. 864 Menschen nahmen teil, davon waren zwei Drittel katholisch und ein Drittel evangelisch. Das Durchschnittsalter der Ausgetretenen lag demnach bei 31.
Katholiken treten eher wegen Missbrauch aus
Für 83 Prozent waren die Fälle sexuellen Missbrauchs und der Umgang der Kirchen damit eine wichtige Motivation zum Austritt. Diese Zahl lag bei den Katholiken mit 91 Prozent deutlich über dem Wert der Protestanten (70 Prozent). Nur knapp die Hälfte der Befragten stimmte der Aussage zu, keinen Bezug mehr zum christlichen Glauben zu haben.
Etwa ein Viertel der Teilnehmenden sieht sich auch nach dem Kirchenaustritt als katholisch beziehungsweise protestantisch und will die eigenen Kinder an Aktivitäten der kirchlichen Gemeinden teilnehmen lassen. Fast zwei Drittel der Befragten sprachen sich für die Gleichstellung der Geschlechter aus.