Ob als Mönch mit Tonsur oder als Gelehrter mit Barett: Lucas Cranach der Ältere prägte maßgeblich das Bild von Martin Luther. Seine Porträts trugen viel zum Erfolg der Reformation bei. Die religiösen und allegorischen Gemälde, Zeichnungen, Holzschnitte und Kupferstiche des produktiven Künstlers und seiner Werkstatt hängen in den großen Museen der Welt. Cranach, der drei sächsischen Kurfürsten diente und auch Geschick als Geschäftsmann und Politiker bewies, gilt neben dem ein Jahr älteren Albrecht Dürer als der bedeutendste deutsche Künstler der Renaissance.
Beide weisen viele Gemeinsamkeiten auf: Sie illustrierten das Gebetbuch von Kaiser Maximilian I., und bei einem Treffen 1524 porträtierte Dürer Cranach. Sie waren gewissermaßen Marketing-Genies, vor allem durch ihre markanten Signaturen: Während Dürer mit "AD"unterzeichnete, stand für Cranach die geflügelte Schlange. Und beide stammen aus Franken: Dürer aus Nürnberg und Cranach aus Kronach. Dort wurde er etwa um den 4. Oktober 1472, vor 550 Jahren, geboren - was die Stadt bis 30. Oktober mit einer Ausstellung würdigt.
Neues Schaffen in Wien
Nachdem Cranach bei seinem Vater Hans Maler vermutlich eine künstlerische Ausbildung erhalten hatte, zog es ihn wahrscheinlich 1500 nach Wien, damals wie heute ein kulturelles Zentrum. Cranachs Werke aus dieser Zeit wie das Doppelporträt des Humanisten Johannes Cuspinian und seiner Frau Anna, das erstmals Personen in einer Landschaft darstellt, wie auch solche mit enormer expressiver Kraft zeigt das Kunsthistorische Museum Wien unter "Cranach der Wilde" bis 16. Oktober.
Mit der Wildheit war es vorbei, als Cranach 1505 Hofmaler beim sächsischen Kurfürsten Friedrich dem Weisen wurde, der das keine 3.000 Einwohner zählende Wittenberg in eine Residenzstadt umbauen wollte. Cranachs Aufgaben waren vielfältig: Er malte Bilder und Herrscherporträts für Kirchen und Schlösser, kümmerte sich um Handwerker und schmückte Hoffeste aus. Um alles zu schaffen, richtete er sich eine Werkstatt ein.
Geschäftstüchtige Luthernähe
1508 erhielt er, der erst seit seiner Wiener Zeit den Namen "Cranach" verwendete, von Friedrich ein Familienwappen mit geflügelter Schlange, die er als Signatur benutzte. In Wittenberg krönte er sein politisches Engagement mit dem Amt des Bürgermeisters.
Auch wirtschaftlich ging es dort für den Künstler voran: Er betrieb die einzige Apotheke und handelte mit Waren wie Zucker, Gewürzen, Wachs und Wein. Außerdem unterhielt der fünffache Vater eine Druckerei und eine Papierhandlung. So konnte er Schriften Luthers drucken - neben Philipp Melanchthon sein neuer Wittenberger Freund, den er 1520 erstmals mit einem Kupferstich und noch als Augustinermönch porträtierte. Viele weitere Luther-Darstellungen folgten. 1522 illustrierte Cranach Luthers Bibel-Übersetzung, 1525 fungierten er mit seiner Frau als Trauzeugen bei Luthers Heirat mit Katharina von Bora und übernahm auch die Patenschaft ihres Erstgeborenen.
Tod in Weimar
Nach der Niederlage im Schmalkaldischen Krieg musste Cranachs dritter Dienstherr, Johann Friedrich der Großmütige, in Gefangenschaft nach Augsburg und Innsbruck, wohin er ihn begleitete - wie auch 1552 in die neue Residenz nach Weimar. Dort starb der Meister, der Aktdarstellungen in die deutsche Malerei brachte, am 16. Oktober 1553 und wurde auf dem Jakobsfriedhof bestattet.
Auf seinem Grabstein in der Stadtkirche Sankt Peter und Paul, der "Herderkirche", wird er als "pictor celerrimus", der schnellste Maler, bezeichnet. Hohe Produktivität zeichnete auch seine Werkstatt aus, die sein Sohn Lucas Cranach der Jüngere übernahm. Da sie weiter Versionen von Werken des Älteren vertrieb, ist oft unklar, wer genau der Urheber eines Bildes ist. Mehr als 1.000 lassen sich aus dem Cranach-Umfeld nachweisen, bis zu 5.000 können es sein.
Mariahilf, 1.000 und 10 Mark
Eindeutig zuzuordnen ist das Gnadenbild Mariahilf Cranach dem Älteren. Das auf einer dünnen Buchenholztafel gefertigte Gemälde von Maria mit Kind stand Pate für unzählige Kopien vor allem im Alpenraum. Normalerweise hängt das nach 1537 entstandene Original im Innsbrucker Dom, ist aber bis 27. November "Auf Augenhöhe" im dortigen Ferdinandeum zu sehen.
Noch näher kamen viele Ältere Cranachs Werken im eigenen Portemonnaie: Denn seine Bilder zierten nicht nur den 1.000-Mark-Schein. Auch der gelockte Jüngling vom Zehner soll von Cranach stammen - und nicht von Dürer, wie lange angenommen.