Sozialethiker für mehr kirchlichen Einsatz für Umweltschutz

Aufgabe und Chance

Beim Umwelt- und Klimaschutz kann die Kirche aus Sicht des Münchner Sozialethikers Markus Vogt einiges tun. Dabei sieht Vogt auch eine Chance für die Kirche, durch entsprechendes Handeln "neu Glaubwürdigkeit zu gewinnen".

Symbolbild: Globaler Umweltschutz / © S. Sokolov (shutterstock)
Symbolbild: Globaler Umweltschutz / © S. Sokolov ( shutterstock )

"Sie hat viel Grundeigentum, da kann sie exemplarisch handeln im Bereich der Biodiversität", sagte Vogt im Interview des Portals katholisch.de (Samstag). Einige Bistümer und Klöster versuchten dies schon mit entsprechenden Richtlinien, aber es könnte noch konsequenter getan werden. "Und: Wir haben kein Defizit an großen Worten, sondern an Glaubwürdigkeit." Der Schöpfungsglaube sei auch ein Handlungsauftrag. "Die Kirche hat hier die Aufgabe, aber vielleicht auch die Chance, neu Glaubwürdigkeit zu gewinnen, indem sie ein Akteur wird."

So wolle die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) bei ihrer Synode den Beschluss fassen, bald klimaneutral zu werden, erklärte Vogt. Auch auf katholischer Seite gebe es Beschlüsse dafür, was Pfarrgemeinden und Bildungseinrichtungen tun können. "Wir haben ein Konzept des EMAS, das Eco Management and Audit Scheme, da sind mehr als tausend kirchliche Einrichtungen deutschlandweit beteiligt."

Energiesparen eine Frage der Vernunft

Angesichts stark steigender Preise zeige sich, dass es vernünftig sei, sparsamer mit Energie umzugehen. "Das muss gut organisiert werden, um sowohl die Umwelt zu schonen als auch Geld zu sparen und global verantwortlich zu handeln", so Vogt. "Für die Menschen, die finanziell nicht so gut ausgestattet sind, ist die Energiepreiskrise durchaus ein Existenzproblem." Daher brauche es soziale Abfederung und Sicherung. "Die Wärmewende darf nicht mit sozialer Kälte einhergehen, sondern wir müssen versuchen, die sozialen Härten gerecht und verantwortlich abzufedern."

Dass die Bundesregierung "großzügig" mit Subventionen sei, könnten auch die Falschen ausnutzen, so Vogt. "Manche Unternehmen nutzen die Umbruchsituation, um Preise übermäßig zu erhöhen, und machen sogenannte Übergewinne. Diese Konzerne muss der Staat zur Kasse bitten." Es brauche einen gewissen Druck, sparsam mit Energie umzugehen, damit eine ökologische Transformation möglich sei. "Das ist ein schwieriges Gleichgewicht, und die Befürchtung besteht, dass das politisch für starke Polemik ausgenutzt wird." Es sei wichtig, für soziale Ausgewogenheit zu sorgen und rational die Argumente zu prüfen. "Als Diskursteilnehmerin, die alle im Boot hält, ist die Kirche da ein nicht unwichtiger Faktor."

Klima- und Umweltschutz in der Kirche

Die Deutsche Bischofskonferenz beschäftigt sich seit den 1980er Jahren mit ökologischen Fragen. Papst Franziskus’ Enzyklika Laudato si’ – Über die Sorge für das gemeinsame Haus hat im Jahr 2015 dem christlichen Auftrag zur Schöpfungsverantwortung auf weltkirchlicher Ebene Aufmerksamkeit verschafft. Daran anschließend hat der Papst im Februar 2020 mit dem Nachsynodalen Apostolischen Schreiben Querida Amazonia die Themen der Enzyklika am Beispiel Amazoniens konkretisiert.

Symbolbild Biodiversität, Biene, Artenvielfalt. Natur / © Kateryna Ovcharenko (shutterstock)
Symbolbild Biodiversität, Biene, Artenvielfalt. Natur / © Kateryna Ovcharenko ( shutterstock )
Quelle:
KNA