Die Hälfte der Anspruchsberechtigten beantrage aus Scham oder Unwissen keine staatlichen Hilfsleistungen, sagte Cremer am Donnerstag im Podcast "Mit Herz und Haltung" der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen. Damit dürfe der Staat sich nicht abfinden, sondern müsse etwa über die Bürgerbüros verstärkt über die Unterstützungsangebote informieren und dagegen vorgehen, wenn Sozialhilfe schlechtgeredet werde.
Cremer forderte auch "zielgenauere Hilfen" für arme Menschen. Außer den Empfängerinnen und Empfängern von Hartz IV müssten auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit geringem Erwerbseinkommen schnell mehr Unterstützung erhalten. Notwendig sei etwa eine einkommensabhängige Kindergrundsicherung, die das Kindergeld und weitere Leistungen zusammenfasse, so der Volkswirt.
"Angespannt, aber gut erträglich"
Er wandte sich zugleich gegen überzogene Erwartungen, dass die Regierung vor allen negativen Folgen der Krise schützt. "Das kann sie nicht", betonte Cremer. Überdies sei Deutschland insgesamt zwar "in einer angespannten, aber gut erträglichen Situation". Angesichts dessen sei es umso angemessener, den Menschen zu helfen, die an den Folgen der Krise "sehr stark leiden".