Licht aus, Heizung runter, warm anziehen: Das ist im kommenden Winter wichtig, um Energie einzusparen. Die Gasspeicher füllen sich zwar, aber da weder klar ist, wie die Lage sich weiter entwickelt, noch, wie kalt der Winter wirklich werden wird, ist Energiesparen an der Tagesordnung.
Heizen oder nicht heizen?
Das weiß auch die katholische Kirchengemeinde Sankt Mauritius und Heilig Geist in Meerbusch-Büderich. Für den kommenden Winter hätten sie natürlich das gemacht, was alle anderen auch machen, erklärt der leitende Pfarrer Michael Berning: "Wir schauen, dass in unseren Glühbirnen LED-Lampen drin sind, wir haben die Tagesbeleuchtung bei uns in der Kirche heruntergefahren. Wir haben Thermostate angeschafft, sodass die Pfarrheime nur dann geheizt werden, wenn auch tatsächlich Leute drin sind, wir achten darauf, dass das Licht abgeschaltet wird. Bisher haben wir noch gar nicht geheizt und werden bei uns auch nur ganz wenig heizen."
Das Erzbistum Köln hätte ihnen sogar geraten, überhaupt nicht zu heizen. "Aber die Fachleute sagen uns, dass dann die Bausubstanz unter Schimmel leiden könnte, da werden wir also ein bisschen vorsichtig sein und das mal abwarten." Für die Orgel sei die Temperatur nicht so wichtig, solange sie nicht allzu sehr schwanke.
Schöpfungsbewahrung oder Umweltschutz?
Energie zu sparen ist Pfarrer Berning aber auch langfristig wichtig, auch unabhängig von der Krise. Er sieht darin einen christlichen Auftrag. "Nicht erst seit 1969, als der Club of Rome festgestellt hat, dass die Ressourcen endlich sind, haben wir schon aus theologischen Gründen immer gesagt, dass die Schöpfung uns von Gott geschenkt ist – nicht zum Ausbeuten, sondern damit wir partnerschaftlich mit ihr leben", sagt er und verweist auf die Enzyklika "Laudato Si" von Papst Franziskus, die sich ebenfalls um dieses Thema dreht.
Ganz bewusst spricht er von der Bewahrung der Schöpfung und nicht vom Umweltschutz – weil das eine für ihn über das andere hinausgeht: "Wenn wir sagen, die Welt ist von Gott geschaffen, stellen wir sie auf die gleiche Stufe mit uns selbst", erklärt Berning. "Denn auch wir Menschen betrachten uns ja als Schöpfung Gottes. Damit ist die Natur also direkt auf Augenhöhe."
Deswegen soll auch das neue Pfarrzentrum, das demnächst gebaut werden soll, energetisch durchdacht sein. Das alte Pfarrzentrum sei in dieser Hinsicht "ziemlich katastrophal" sagt Bering und zeigt auf Heizungen in der Sakristei und im Pfarrheim, die direkt an schlecht isolierten Glaswänden liegen und einen großen Teil ihrer Energie damit verschwenden.
Kritik am "Gießkannenprinzip"
In der aktuellen Krise geht es ihm aber auch darum, sich mit Menschen solidarisch zu zeigen, die angesichts der Preise in finanzielle Bedrängnis geraten. Aber auch alte Menschen, die ein ganz anderes Temperaturempfinden haben, müssten berücksichtigt werden. Die Art und Weise, wie die finanziellen Hilfen von der Politik ausgezahlt wurden, sieht Berning eher kritisch.
Er wünscht sich eine andere Umlegung: "Ich kenne hier in meiner Gemeinde eine Reihe sehr reicher Leute, denen es völlig egal ist, ob sie 20, 100 oder 1000 Euro für Energie zahlen müssten und die überhaupt keinen Anreiz zum Sparen haben", sagt er. "Da müsste man einen etwas anderen Ausgleich finden und nicht pauschal alle nach dem Gießkannenprinzip in gleicher Weise unterstützen, sondern nur die, die es wirklich nötig haben."
Kirchen wollen mit gespartem Geld unterstützen
Die unterstützen, die es nötig haben, das will auch der Katholikenrat im Rhein-Kreis Neuss. Thomas Kaumanns aus dem Vorstand erzählt von Gemeinden, die im Winter praktische Solidarität üben wollen. Nicht nur, indem sie Decken im Gottesdienst verteilen, damit die Besucher nicht frieren. Sondern auch finanziell.
"Ich weiß von ersten Überlegungen in Gemeinden, die sagen: Wir sparen jetzt Energie, wir sparen jetzt Geld. Aber wir wollen das Geld nicht für uns behalten, sondern wir gucken auch, wie können wir Menschen in Not helfen? Wir können wir denen helfen, die ihre Strom- und Gasrechnung nicht bezahlen können?"
Zu wenig Kräfte und Ressourcen
Auch ihm ist das Energiesparen über die Krise hinaus wichtig und auch er betont den Aspekt der Bewahrung der Schöpfung. "Es gibt im Erzbistum Köln schon eine eigene Abteilung, die sich damit beschäftigt, die auch den Kirchengemeinden zuarbeitet und Tipps gibt", lobt Kaumanns. "Ich weiß auch von Kirchen, die teilweise schon Photovoltaikanlagen auf den Dächern haben oder andere Gemeinden überlegen jetzt, ob sich eine Solaranlage lohnt, sodass sie auch ihren eigenen Strom produzieren können."
Müsste sich die Kirche nicht noch mehr für den Klimaschutz einsetzen? Pfarrer Berning aus Meerbusch betont, dass die Kirche keine politische Partei ist. Sie könne nur Pflöcke einschlagen, aus der christlichen Sozialethik heraus, und ihre Stimme in die gesellschaftliche Debatte einbringen. "Aber wie das konkret gedacht ist, das ist Sache der Politiker. Da ist das Know-how da, da sind die Kenntnisse da, wieviel Geld zur Verfügung steht." Die Kirchengemeinden in Meerbusch-Büderich haben in der Vergangenheit durchaus schon mit Umweltverbänden zusammengearbeitet, eine langfristige Kooperation ist im Moment aber nicht geplant. Einen Grund dafür sieht Berning auch in der aktuellen Kirchenkrise. "Da sind im Moment nicht die Kraft und die Ressourcen da für so ein großes Bündnis", sagt er.
In den Köpfen angekommen?
Im kommenden Winter hofft er jedenfalls, dass die Leute verstehen, warum das Energiesparen wichtig ist. "Erst gestern habe ich die Heizung auf der Toilette im Pfarrsaal runtergedreht, wo irgendjemand sie auch wieder raufgedreht hatte. Also es ist leider auch noch nicht in allen Köpfen ganz angekommen", meint er.
Thomas Kaumanns sieht das ein bisschen anders. "Es wird knapp werden mit dem Strom, mit dem Gas, wir wissen nicht wie knapp es im Winter werden wird und wir wissen nicht, ob unsere Vorräte ausreichen", sagt er. "Deswegen gilt es für alle, Energie zu sparen und ich glaube, das ist angekommen, auch in allen gesellschaftlichen Schichten."