Über den Dächern von Rom

Dem Himmel so nah

Die sonnigen Oktobertage locken Scharen von Besuchern nach Rom. Deutsche, Spanier, Niederländer, fast jede Nation scheint vertreten - und tritt sich auf den Füßen herum. Doch es gibt Möglichkeiten, dem Trubel zu entkommen.

Autor/in:
Anna Mertens
Dachterrasse eines Restaurants oberhalb von Roms spanischer Treppe (shutterstock)
Dachterrasse eines Restaurants oberhalb von Roms spanischer Treppe / ( shutterstock )

Der Oktober ist einer der beliebtesten Monate für einen Rom-Besuch. Touristenscharen schieben sich durch die Stadt, vom Vatikan zum Trevi-Brunnen und wieder zurück. Lange Schlangen bilden sich vor dem Petersdom. Die Tage sind sonnig und angenehm warm. Schon Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) notierte bei seiner Ankunft in Rom im Oktober 1786: "Ich bin endlich in dieser Hauptstadt der Welt angelangt".

Dachterrassen mit Traumausblicken abseits vom Trubel

Wer in dieser Weltstadt dem Touristentrubel entkommen möchte, sollte sich nach oben orientieren. Rom ist gespickt mit Dachterrassen - meist mit Bewirtung und dem für Italien typischen Aperitivo. Es reicht von Luxusrestaurants in Nobelhotels über kleine Bistros auf nationalen Denkmälern bis hin zu versteckten Museumscafes.

Kolonnaden am Petersplatz / © Katharina Geiger (DR)
Kolonnaden am Petersplatz / © Katharina Geiger ( DR )

In nächster Nähe zum Vatikan bietet das Hotel Paolo VI. auch Nicht-Hotelgästen am Nachmittag ein Plätzchen für Gläschen und Knabberei bei Blick auf die Kolonnaden des Petersplatzes. Die von Gian Lorenzo Bernini (1598-1680) entworfenen Heiligenstatuen scheinen zum Greifen nahe. Die Terrasse fällt eher in die Kategorie gemütlich; aber die Nähe zu Petersdom und Apostolischem Palast dürfte einmalig sein. Auch hochrangige Vatikanbesucher halten sich gern mal auf der Terrasse auf.

Weniger gemütlich als trubelig ist die Dachterrasse des Hotels L'Etoiles im römischen Bezirk Prati. Römer und Touristen zieht es insbesondere in den Abendstunden hierher. Alle wollen den Blick auf Rom und Vatikan genießen. Wer Glück hat, darf von der etwas zugestellten ersten Ebene auf die obere Terrasse umziehen, um dort die Aussicht zu genießen.

Seltene Perspektive aufs Pantheon

Das Grand Hotel Minerva hinter dem Pantheon bietet eine seltene Perspektive auf die riesige Kuppel. Das Pantheon unweit der Piazza Navona, heute katholische Kirche, ist eines der besterhaltenen Bauwerke der römischen Antike. Rund 1.700 Jahre lang hatte es, bezogen auf den Innendurchmesser, die größte Kuppel der Welt.

Menschenleere Piazza del Pantheon / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Menschenleere Piazza del Pantheon / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Das Hotel Donna Camilla Savelli erinnert von außen eher an eine durch dicke Mauern abgeschirmte Burg. Das in einem barocken Kloster mitten in Trastevere gelegene Hotel hat im ehemaligen Kreuzgang nicht nur einen blumengeschmückten Innenhof mit Bewirtung, sondern auch einen Geheimtipp für Unternehmungslustige.

Wer einen Drink bestellt und fragt, ob er ihn auf der Dachterrasse zu sich nehmen darf, wird per Aufzug in die oberste Etage geschickt; und hat dort vielleicht die Möglichkeit, allein auf weißen Sesseln den Sonnengang über dem Gianicolo zu bestaunen. Auf Roms zweithöchsten Hügel kämpften 1849 die von Papst Pius IX. gerufenen französischen Truppen gegen die Freiwilligen um Italiens Freiheitskämpfer Giuseppe Garibaldi.

Kein Hotel, sondern ein Restaurant gehobener Klasse ist das Rhinoceros Entr'Acte nahe dem Circus Maximus. Die ehemalige Pferderennbahn der Römer ist gut zu sehen. Über den Dächern von Rom steht die Küche im Vordergrund; aber auch der Aperitivo-Gast wird nicht abgewiesen. Das Rhinoceros ist eigentlich ein hippes Kunstzentrum der Alda-Fendi-Stiftung. Daher ist die Besichtigung der laufenden Ausstellung in den unteren Räumen quasi obligatorisch.

Museumfscafé in den Kapitolinischen Mussen

Der Eingang des Singer Palace Hotel, benannt nach dem Erfinder der ersten elektrischen Nähmaschine Isaac Merritt Singer, ist kaum zu finden. Das Boutique-Hotel liegt abseits der vielbefahrenen Via del Corso. Auf massiven Steintreppen geht es nach oben auf eine elegante Dachterrasse inmitten von Häuserdächern. Mehrgeschossig ist die Dachterrasse des Bio Hotel Raphael, an dem auch Stararchitekt Richard Meier gewirkt hat. Die Fassade ist auch aus ökologischen Gründen mit Glyzinien und amerikanischen Weinreben bewachsen.

Engelsbrücke mit Engelsburg in der Abenddämmerung / © Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Engelsbrücke mit Engelsburg in der Abenddämmerung / © Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Weniger geheim ist die Terrasse auf dem etwas abfällig als "Schreibmaschine" betitelten Denkmal für Vittorio Emanuele II. Der monumentale Vaterlands-Altar für den ersten italienischen König beherbergt eine kleine Bar auf der Seite des Forum Romanum für eine Kaffeepause nach unzähligen marmornen Treppenstufen. In direkter Nähe gibt es zudem das Museumscafe der Kapitolinischen Museen. Entweder als Abstecher nach dem Museumsbesuch oder ganz ohne Kulturexposition kann man, geschützt durch Sonnenschirme, den weiten Ausblick genießen.

Noch historischer gefärbt ist der Aperitivo auf der Engelsburg, dem monumentalen Bau am Tiber. Sieben Kaiser liegen unter den schweren Mauern der römischen Engelsburg begraben; darunter auch Marc Aurel (161-180). Hier kann man per Reservierung sogar die Schlange am Eingang umgehen. Der Ausblick ist wie die meisten zuvor: unbezahlbar.

 

Quelle:
KNA