Ministerrücktritt und Ermittlungen gegen Moon-Sekte

Untersuchungen in Japan wegen Geschäftspraktiken

Wegen seiner Verbindung zur Moon-Sekte musste Wirtschaftsminister Yamagiwa zurücktreten. Die japanische Regierung will die wirtschaftlichen Aktivitäten der Sekte untersuchen, die mit spirituellen Verkäufen ihre Mitglieder ausnehme.

Fumio Kishida, Premierminister von Japan / © Shuji Kajiyama (dpa)
Fumio Kishida, Premierminister von Japan / © Shuji Kajiyama ( dpa )

Nach dem Rücktritt von Japans Wirtschaftsminister Daishiro Yamagiwa wegen seiner Verbindungen zur Moon-Sekte hat Ministerpräsident Fumio Kishida am Dienstag den bisherigen Gesundheitsminister Shigeyuki Goto zu Yamagiwas Nachfolger ernannt. Das berichteten englischsprachige japanische Medien. Ebenfalls am Dienstag begann Japans Regierung mit der Beratung der Richtlinien für eine Untersuchung der wirtschaftlichen Aktivitäten der Moon-Sekte, die auch unter dem Namen "Vereinigungskirche" bekannt ist.

Exorbitante Preise

Ministerpräsident Kishida hatte in der vergangenen Woche eine Untersuchung der Geschäftspraktiken der Sekte angeordnet. Im Fokus stehen dabei sogenannte spirituelle Verkäufe, bei denen Gegenstände mit angeblich übernatürlichen Eigenschaften zu exorbitanten Preisen teils unter Zwang an die Sektenanhänger verkauft werden. Es sei das erste Mal, dass die Regierung ihre Befugnis zur Untersuchung einer religiösen Gemeinschaft auf der Grundlage des Gesetzes über religiöse Körperschaften ausübe, berichtete das Portal Japan Times.

Zusammenhang zur Ermordung Abes

Papst Franziskus trifft Shinzo Abe (r), Premierminister von Japan / © Gregorio Borgia (dpa)
Papst Franziskus trifft Shinzo Abe (r), Premierminister von Japan / © Gregorio Borgia ( dpa )

Anfang Juli war der 67-jährige Ex-Regierungschef Shinzo Abe bei einem Wahlkampfauftritt in Nara erschossen worden. Der mutmaßliche Täter hatte angegeben, die Moon-Sekte sei schuld am Bankrott seiner Familie, nachdem seine Mutter ihr umgerechnet rund 700.000 Euro gespendet habe. Abe sei ein Unterstützer der Sekte gewesen. Nach Abes Tod erklärten elf Abgeordnete aus dessen Partei, Verbindungen zu der Sekte zu haben, darunter vier Staatsminister.

Die auch in Deutschland aktive Vereinigungskirche wurde 1954 unter dem Namen The Holy Spirit Association for the Unification of World Christianity in Seoul von dem Koreaner Sun Myung Moon gegründet und tritt heute unter dem Namen "Familienföderation für Weltfrieden und Vereinigung" auf. Die weltweit agierende Sekte ist eng mit dem Wirtschaftsimperium "Tongil Group" verbunden, zu dem Rüstungs- und Pharmaunternehmen, Restaurantketten sowie Medien gehören. Durch ihr Wirtschaftskonglomerat hat sich die Moon-Sekte vor allem in den USA, Südkorea und Japan großen politischen Einfluss verschafft.

Japans Regierung will Praktiken umstrittener Sekte untersuchen

Japans Ministerpräsident Fumio Kishida will die Praktiken der umstrittenen Mun-Sekte im Land untersuchen lassen. Kishida habe Kulturministerin Nagaoka Keiko mit der Untersuchung der auch als Vereinigungskirche bekannten Sekte auf der Grundlage des Gesetzes für religiöse Körperschaften beauftragt, berichtete der japanische Sender NHK am 17. Oktober.

Massive Kritik an den Beziehungen zahlreicher Politiker der regierenden Liberaldemokratischen Partei LDP zu der vom verstorbenen Koreaner San Myung Mun gegründeten Sekte hatten die Zustimmungswerte für Kishidas Kabinett stürzen lassen.

Fumio Kishida, Premierminister von Japan / © Rodrigo Reyes Marin (dpa)
Fumio Kishida, Premierminister von Japan / © Rodrigo Reyes Marin ( dpa )
Quelle:
KNA