Mindestens 500.000 nutzen Tafeln in Nordrhein-Westfalen

Mehr Bedürftige und weniger Spenden

Die 172 Tafeln in Nordrhein-Westfalen stehen vor einem schwierigen Winter. Laut einem Bericht der "Neuen Ruhr/Neuen Rhein Zeitung" nimmt die Zahl der Bedürftigen stark zu, während gleichzeitig die Spendeneinnahmen zurückgehen.

Das Sortiment an Lebensmittelspenden reicht im Moment nicht für die 120 Tafelkunden in Bensberg aus / © Beatrice Tomasetti (DR)
Das Sortiment an Lebensmittelspenden reicht im Moment nicht für die 120 Tafelkunden in Bensberg aus / © Beatrice Tomasetti ( DR )

"Die Tafeln fühlen sich in der Krise", sagte die Sprecherin des Landesverbandes Tafel NRW, Petra Jung, den Zeitungen. "Vor Beginn des Ukraine-Krieges hatten wir landesweit etwa 350.000 Kunden, jetzt sind es mindestens 500.000", so Jung.

Viele Rentner und Ukraineflüchtlinge

Darunter seien nicht nur viele neue Bedürftige wie etwa Geflüchtete aus der Ukraine, sondern auch Rentner, die während der Corona-Krise lange ferngeblieben seien, nun aber wiederkämen, "weil sie angstvoll auf die kommenden Energierechnungen warten".

Wegen der Vielzahl an Neukunden hätten manche Tafeln bereits Aufnahmestopps verhängt. Es sei eine enorme psychische Belastung für die Ehrenamtler, wenn sie Menschen wegschicken müssten. "Da blutet das Herz unserer Mitarbeitenden."

"Viele spenden eben nur einmal"

Zugleich registrieren die Tafeln in NRW der Sprecherin zufolge einen deutlichen Rückgang bei Geld- und Sachspenden. Er habe nach Ausbruch des Ukraine-Krieges begonnen, sagte Jung. "Viele Menschen spenden eben nur einmal." Auch die Supermärkte, von denen die Tafeln Lebensmittel beziehen, kalkulierten spitzer. "Es bleibt weniger für uns übrig."

Tafeln in Deutschland

Die bundesweit agierenden Tafeln haben sich in den vergangenen 20 Jahren zu einer der größten sozialen Bewegungen in Deutschland entwickelt. Waren es 2002 noch gut 300, gibt es heute bundesweit etwa 900 Tafeln mit rund 2.100 Tafel-Läden und Ausgabestellen. Bei ihnen engagieren sich circa 60.000 ehrenamtliche Mitarbeiter. Alle zusammen versorgen sie mehr als 1,5 Millionen Menschen mit Lebensmitteln, die sie als Spenden im Handel und bei Herstellern gesammelt haben.

Helfer sortieren  Salat bei der Lebensmittelausgabe in der Kirche Sankt Karl Borromäus in Köln / © Harald Oppitz (KNA)
Helfer sortieren Salat bei der Lebensmittelausgabe in der Kirche Sankt Karl Borromäus in Köln / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA