Der langjährige frühere Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Volker Kauder (73), beurteilt die derzeitige Situation von Christen in China als dramatisch. "Die Christen in China stehen schwer unter Druck", sagte Kauder am Mittwoch im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Sie werden beobachtet und in weiten Teilen des Landes angewiesen, ihre Kinder nicht in christliche Kirchen zu schicken."
Engagement für verfolgte Christen in aller Welt
Kauder hielt am Mittwoch seine Antrittsvorlesung als Honorarprofessor für Politische Ethik und Religionsfreiheit an der Freien Theologischen Hochschule Gießen (FTH). Der CDU-Politiker und überzeugte Protestant engagiert sich seit langem für verfolgte Christen in aller Welt.
Es seien schon vor Jahren viele Christen in China im Untergrund gewesen. "Das wird sich wohl jetzt fortsetzen", sagte Kauder. Denn es finde "eine Totalkontrolle statt", so der CDU-Politiker. "Die Menschen müssen am Morgen auf ihrem Smartphone angeben, was sie an dem Tag tun und am Abend berichten, was sie getan haben. Für Christen ist es also nicht ganz einfach, zu bekennen, dass sie beispielsweise an einem Gottesdienst teilgenommen haben."
Besuche bei christlichen Kirchen
Auch offizielle Besuche bei christlichen Kirchen dürften noch schwerer werden als es früher schon der Fall war, sagte Kauder. Er war von 1990 bis 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages und von 2005 bis 2018 Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
Mit Blick auf die in China regierende Kommunistische Partei sagte Kauder: "Wir sehen eine neue Entwicklung: die Einheit von Nation und ideologischer Überzeugung. Was in anderen Ländern Religion ist, ist in China eben die Ideologie der Kommunistischen Partei."
In der Öffentlichkeit präsent sein
Zum kürzlich erneuerten Geheimabkommen zwischen dem Vatikan und China über die Ernennung von Bischöfen sagte Kauder, nur so sei es der katholischen Kirche möglich, in China noch offiziell in der Öffentlichkeit präsent zu sein. Das Geheimabkommen sei jedoch ein Kompromiss und führe zu Spannungen innerhalb der katholischen Gemeinden. "Weil diejenigen, die nicht akzeptieren können, dass der Staat Bischöfe beruft, sich weiter in den Untergrund gedrängt fühlen", sagte Kauder. Es sei eine wirklich dramatische Situation.