Umstrittenes Vatikan-China-Abkommen um zwei Jahre verlängert

Abkommen mit Hindernissen

Der Vatikan hat das umstrittene Geheimabkommen mit China verlängert. Die Vereinbarung ermöglicht die Ernennung von Bischöfen im wechselseitigen Einvernehmen. Ob es überarbeitet wurde, teilte der Vatikan am Samstag nicht mit.

Autor/in:
Severina Bartonitschek
Kruzifix in katholischer Kirche in China / © Katharina Ebel (KNA)
Kruzifix in katholischer Kirche in China / © Katharina Ebel ( KNA )

Die vatikanische Seite sei bereit, "den respektvollen und konstruktiven Dialog mit der chinesischen Seite für eine fruchtbare Umsetzung des genannten Abkommens und für eine weitere Entwicklung der bilateralen Beziehungen mit dem Ziel, die Mission der katholischen Kirche und das Wohl des chinesischen Volkes zu fördern", heißt es in der Verlautbarung, die auch auf Chinesisch vom Heiligen Stuhl verbreitet wurde.

Parolin: "Viele Schwierigkeiten"

Im September hatte der zuständige Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin im italienischen Fernsehen erklärt, eine Vatikan-Delegation sei für Gespräche nach China gereist. Dabei räumte er "viele Schwierigkeiten" ein und dass noch "ein langer Weg" zu gehen sei. Zuvor hatte er von einer eventuellen Klärung und Anpassung verschiedener Punkte der Vereinbarung gesprochen.

 Pietro Parolin
 / © Gordon Welters (KNA)
Pietro Parolin / © Gordon Welters ( KNA )

Der vatikanische Außenbeauftragte, Erzbischof Paul Gallagher, nannte die Ergebnisse des bisherigen Abkommens "nicht besonders beeindruckend". Auch Papst Franziskus bezeichnete den Austausch mit der Volksrepublik zuletzt als schwierig, rief aber zugleich zu Geduld und Dialog auf.

Verlängerung bereits vor zwei Jahren

Das im Oktober 2018 in Kraft getretene vorläufige Abkommen wurde erstmals 2020 um weitere zwei Jahre verlängert. Seitdem gab es wenige Bischofsernennungen, denen sowohl chinesische Behörden wie auch der Papst zustimmten. Parolin gilt als Architekt dieses Abkommens. Die Vereinbarung, deren Wortlaut unter Verschluss gehalten wird, steht in der Kritik, weil sie das Leben katholischer Christen in der Volksrepublik nicht verbessere.

Zudem würden Angehörige der nicht von Peking beherrschten sogenannten Untergrundkirche weiter ins Abseits gedrängt. Derzeit muss sich der ehemalige Hongkonger Bischof, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun (90), mit fünf weiteren Angeklagten in China vor Gericht verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, einen inzwischen aufgelösten Fonds zur Unterstützung von Demokratieaktivisten nicht ordnungsgemäß registriert zu haben.

Weitere Ermittlungen gegen Kardinal Zen

Joseph Kardinal Zen Ze-kiun / © China-Zentrum Sankt Augustin
Joseph Kardinal Zen Ze-kiun / © China-Zentrum Sankt Augustin

Medienberichten zufolge soll die Polizei zudem wegen des Vorwurfs einer "Absprache mit ausländischen Mächten" zu den Angeklagten ermitteln. Das EU-Parlament forderte im Juli die Einstellung des Verfahrens gegen Zen und andere Unterstützer der Demokratiebewegung.

Den Vatikan forderten die Abgeordneten in einer Entschließung auf, "seinen Druck auf die chinesischen Staatsorgane zu verstärken" und auf ein Ende von Verfolgungen und Menschenrechtsverletzungen zu drängen. Der Kardinal gehört zu den prominenten Kritikern der Regierung in Peking und ihrer Religionspolitik, zuletzt zunehmend auch des Vatikan und seiner China-Politik.

Zahlen zur katholischen Kirche in China

Das kommunistisch regierte Riesenland China ist multireligiös. Laut dem China-Zentrum in Sankt Augustin bei Bonn sind seine fünf offiziell anerkannten Religionsgemeinschaften der Buddhismus, Daoismus, Islam, Protestantismus und Katholizismus. Von den 1,4 Milliarden Chinesen sind rund 185 Millionen Buddhisten, etwa 23 Millionen zählen sich zum Islam, zum Protestantismus ca. 38 bis 60 Millionen; ca. 10 Millionen sind Katholiken. Die Zahl der Anhänger des Daoismus ist nicht feststellbar.

Zwei junge Männer, ein Seminarist und ein Sängerknabe, sitzen auf Stühlen während einer Messe am 13. Januar 2019 in der Kirche Xishiku in Peking. / © Gilles Sabrie (KNA)
Zwei junge Männer, ein Seminarist und ein Sängerknabe, sitzen auf Stühlen während einer Messe am 13. Januar 2019 in der Kirche Xishiku in Peking. / © Gilles Sabrie ( KNA )
Quelle:
KNA
Mehr zum Thema