DOMRADIO.DE: Was haben Sie gedacht, als der Rücktritt und die Annahme durch den Papst bekannt wurde?
Dr. Günter Heß (Vorstandsvorsitzender Diözesanrat Bamberg): Ich habe es übers Handy erfahren und ich war sehr, sehr überrascht. Wir haben uns vor wenigen Tagen noch gesehen und da war überhaupt nicht die Rede davon. Es hat mich wirklich wie ein Blitz getroffen.
DOMRADIO.DE: Generell ist es so, dass Bischöfe nach Vollendung des 75. Lebensjahres ihren Rücktritt anbieten. Ludwig Schick ist erst 73. Er schreibt, dass er sich nach reiflicher Überlegung, Gebet und vielen Gesprächen mit einem geistlichen Begleiter zu diesem Schritt entschlossen hat. Sie waren auch überrascht. Man fragt sich, ob etwas geschehen ist. Was denken Sie?
Heß: Wenn man das Bistum etwas näher kennt, weiß man, dass er sehr viel bewegt hat. Er hat sich sehr für die Jugend eingesetzt. Er hat zwei Schulen, zwei Neubauten, millionenschwere Projekte neu auf den Weg gebracht. Eins davon ist erfolgreich abgeschlossen.
Ich denke, dass er für sich sagt: 'Es ist jetzt mal genug.' Es kommen Herausforderungen auf uns zu; der Synodale Weg und der synodale Prozess in Rom. Vieles wird für die Verhältnisse in Bayern und für das Konkordat übernommen werden und angepasst werden müssen. Dazu kommt der Rückgang der Gläubigen, auch in unserem Bistum. Ich denke, das war jetzt der Zeitpunkt, wo er gesagt hat, dass ein Jüngerer Nachfolger werden soll.
DOMRADIO.DE: 20 Jahre lang war Ludwig Schick Erzbischof von Bamberg. Was waren große Ziele, die Sie in dieser Zeit erreicht haben?
Heß: Was für uns wichtig war, war eine Anpassung des Bistums an die heutige Zeit. Dieser Prozess wird weitergehen müssen, sowohl inhaltlich, als auch strukturell. Wir haben eine große Reform der Dekanate gehabt. Wir haben eine große Reform der Seelsorge-Bereiche gehabt, Zusammenschlüsse von mehreren Pfarreien, und das hat Kraft gekostet. Das ist jetzt abgeschlossen, wird aber natürlich ständig evaluiert werden müssen. Denn die Zahl der Priester geht natürlich auch bei uns zurück. Die Zahl der Gläubigen geht zurück und damit die finanzielle Situation. Wir sind gut aufgestellt, aber trotzdem wird man überlegen müssen, wo man in Zukunft sparen kann. Das ist schmerzlich und das muss auch ins Land transportiert werden.
DOMRADIO.DE: Sie haben im Diözesanrat eng mit Erzbischof Schick zusammengearbeitet und ihn beraten. Wie wird Ihnen diese Zusammenarbeit in Erinnerung bleiben?
Heß: Sie wird mir sehr gut in Erinnerung bleiben. Ich bin in der dritten Amtsperiode, habe also acht Jahre Vollzeit als Vorsitzender gearbeitet. Wir haben sehr viele Gespräche gehabt und die Atmosphäre war gut. Es gab ganz wenige Auseinandersetzungen, auch bei den kritischen Fragen, die im Synodalen Weg besprochen wurden: Wie gehen wir mit Missbrauch um, wie gehen wir mit Prävention um und mit Intervention? Darüber konnte man mit ihm immer sehr gut sprechen.
DOMRADIO.DE: Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hat sich bei Erzbischof Schick für sein unermüdliches Engagement bedankt. Er hat gesagt, dass Schick sich Dinge traut, die sich sonst keiner getraut hat. Wie wurde denn Schicks Engagement auch in Krisengebieten im Erzbistum Bamberg aufgenommen?
Heß: Das wurde sehr gut aufgenommen. Da Sie von Krisengebieten sprechen: Wir haben in Afrika ein Partnerland, das glücklicherweise gar nicht so krisengeschüttelt ist. Aber auch alles andere, was er als Auslands-Botschafter oder Auslands-Minister der Deutschen Bischofskonferenz geleistet hat wurde von uns natürlich voll unterstützt und wir haben umgekehrt auch aus Afrika sehr viele gute Impulse erhalten.
DOMRADIO.DE: Sein Nachfolger wird in große Fußstapfen treten müssen. Schick möchte gerne einem jüngeren Nachfolger das Amt überlassen. Was muss der mitbringen?
Heß: Er muss sehr integrationsfähig sein. Wir haben Gebiete, die sehr stark evangelisch sind. Er wird in der Ökumene dabei sein müssen. Wir haben von der Großstadt Nürnberg bis hin zu ausgesprochen ländlichen Randgebieten völlig unterschiedliche Strukturen und damit auch unterschiedliche Einstellungen zum Glauben. Ich persönlich hoffe, dass wir einen Erzbischof kriegen, der bereit ist, in bewährter Weise mit den Ehrenamtlichen des Bistums und mit allen Gläubigen zusammenzuarbeiten.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.