Die Papst-Reise nach Bahrain - eine Einordnung

"Warum tut er sich das an?"

Der Papst hat auf seiner Reise nach Bahrain auch heikle Themen angesprochen. Radio Vatikan-Redakteur Mario Galgano lobt vor allem Franziskus' klare Worte zur Todesstrafe. Der Papst wolle trotz Gesundheitsproblemen Zeichen setzen.

Papst Franziskus spricht neben Ahmad al-Tayyeb, Großscheich der Al-Azhar-Moschee / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus spricht neben Ahmad al-Tayyeb, Großscheich der Al-Azhar-Moschee / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Bahrain befindet sich auf der arabischen Halbinsel und ist überwiegend muslimisch. Was war der Grund für den Papst-Besuch? Der Dialog mit dem Islam oder die Solidarität mit den christlichen Arbeitsmigranten, die in dem Land leben?

Papst Franziskus und Ahmad al-Tayyeb, Großscheich der Al-Azhar-Moschee / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus und Ahmad al-Tayyeb, Großscheich der Al-Azhar-Moschee / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Mario Galgano (Redakteur bei Radio Vatikan): Sowohl als auch. Vier Tage war der Papst in Bahrain. Die ersten zwei Tage waren dem interreligiösen Dialog gewidmet, allen voran natürlich dem Dialog mit dem Islam. Die letzten zwei Tage widmete der Papst der christlichen Minderheit in dem Land, vor allem natürlich den Katholiken, die ja vor allem Arbeitsmigranten sind und unter eher schwierigen Lebensbedingungen in dem Land leben. Die Reise ist zweigeteilt für den Dialog mit dem Islam und die Solidarität mit den Christen.

DOMRADIO.DE: Bahrain liegt direkt neben Katar. In knapp zwei Wochen findet dort die Fußball-Weltmeisterschaft statt. Für den Bau der Stadien wurden Arbeiter unter menschenunwürdigen Bedingungen ausgenutzt. Weit über 6000 von ihnen sollen ums Leben gekommen sein. Wie hat der Papst dieses Thema aufgegriffen?

Galgano: Der Papst sprach nicht direkt über die Fußball-WM. Aber bei gewissen Äußerungen hat man schon an die bald beginnende Fußballweltmeisterschaft gedacht. Vor allem bei dem Treffen mit dem König von Bahrain. Da hat er die humanitären Bedingungen, Arbeitsbedingungen angemahnt, nicht konkret für Katar, sondern allgemein. Er hat an den unantastbaren, unverletzlichen Zweck der Arbeit erinnert. Er hat darauf hingewiesen, dass man das nicht auf ein Mittel zum Geldmachen reduzieren kann. Es waren klare Worte, aber nicht explizit im Kontext der Fußball-WM.

DOMRADIO.DE: Man konnte den Eindruck haben, dass Franziskus kaum eine Gelegenheit ungenutzt ließ, auch in Anwesenheit des Königs Tabus anzusprechen.

Papst Franziskus kommt zur Feier der Messe im Nationalstadion von Bahrain in Riffa / © Alessandra Tarantino/AP (dpa)
Papst Franziskus kommt zur Feier der Messe im Nationalstadion von Bahrain in Riffa / © Alessandra Tarantino/AP ( dpa )

Galgano: Ich fand es sehr stark, dass der Papst in Bahrain die immer noch praktizierende Todesstrafe kritisiert hat. Es ist überhaupt nicht selbstverständlich, dass ein Religionsführer und Staatsoberhaupt - Papst Franziskus ist ja auch ein Staatsoberhaupt - das direkt anspricht. Das ist sehr undiplomatisch. Ebenso dass er die Arbeitsbedingungen so angesprochen hat. Aber es ist ganz wichtig. Damit will er ein Zeichen setzen, dafür, dass man in einem Dialog auch klare Worte aussprechen muss. Sonst kommt man nicht vorwärts.

DOMRADIO.DE: Lassen Sie uns über das Knie des Papstes sprechen. Das macht ihm seit geraumer Zeit Probleme. Auch auf dieser Reise schien der Papst starke Schmerzen zu haben. Wir haben ihn wieder im Rollstuhl gesehen. Warum tut er sich das an?

Galgano: Das haben wir uns, um ehrlich zu sein, auch gefragt. Warum tut er sich das an? Er läuft wenige Meter neben uns und man sieht an seinen Gesichtsausdrücken, wie er körperlich leidet. Es ist auf der einen Seite sehr tragisch, was die Gesundheit betrifft; aber auf der anderen Seite ist es ihm ein großes Anliegen, hier den Dialog zu führen. Klare Zeichen zu setzen, klare Worte zu sprechen, dafür vor Ort sein. Vier Tage in Bahrain und und der zweite Besuch in einem arabischen Land, das war ihm ein großes Anliegen. Dafür ging er über seine Gesundheit hinaus. Das ist sicherlich auch etwas, was Franziskus auszeichnet. Wir hoffen natürlich und beten dafür, dass er wieder gesund wird und dass sein Knie bald wieder in Ordnung ist.

Das Interview führte Katharina Geiger.

Interreligiöser Dialog

Der interreligiöse Dialog ist der katholischen Kirche ein wichtiges Anliegen. Sie versteht darunter alle positiven Beziehungen mit Personen und Gemeinschaften anderen Glaubens, um sich gegenseitig zu verstehen und einander zu bereichern. Im Dialog geben die Gläubigen Zeugnis von der Wahrheit ihres Glaubens im Respekt vor der religiösen Überzeugung des Anderen. So gehören Dialog und Verkündigung zusammen.

Der interreligiöse Dialog wird auf unterschiedlichen Ebenen vollzogen:

Symbolbild: Interreligiöser Dialog / © godongphoto (shutterstock)
Symbolbild: Interreligiöser Dialog / © godongphoto ( shutterstock )
Quelle:
DR