Eine am Donnerstag in Erfurt vorgestellte Studie der Universität Münster stellt nach drei Jahren fest: "KathReliOnline ist ein Projekt, das religiöses Lernen im 21. Jahrhundert neu zu (be)denken versucht - und so einen innovativen Weg gefunden hat, katholischen Religionsunterricht auch in Diasporagebieten motivierend und ertragreich aufrechtzuerhalten."
Es habe einen guten Bezug zur Lebenswelt und fördere zudem einen mündigen Umgang mit digitalen Medien. Insgesamt sei es ein "großer Erfolg".
Das Schulprojekt "KathReliOnline" ging 2019 in Thüringen an den Start. Es bietet für Schülerinnen und Schüler der 8. bis 12. Klassen einen digitalen katholischen Religionsunterricht an, zu zwei Dritteln mittels einer Online-Lernplattform und zu einem Drittel in Videokonferenzen.
Erfolgreiches Modellprojekt
Das Modellprojekt entstand in Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium des Freistaates und dem Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien. Anlass war die Minderheitensituation der Kirche. Nur 7,5 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Thüringen sind katholisch, was die Bildung von Unterrichtsgruppen sehr erschwert.
Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) räumte ein: "Es war Neuland und stieß natürlich zunächst auf Skepsis." Nun zeigte er sich erfreut über die Ergebnisse und sah darin auch wichtige Erkenntnisse für andere schulische Online-Formate. "Digitalunterricht wird nie den normalen Unterricht ablösen", hob Holter zugleich hervor.
Zudem würdigte er den Religionsunterricht, "weil er unseren Schülerinnen und Schülern auch vermittelt, wie unser Zusammenleben funktioniert und gelingen kann." Der Minister bedauerte, dass es in der DDR das Schulfach Religion nicht gegeben habe: "Das habe ich immer als Defizit betrachtet."
Positives Schüler-Feedback
Der Leiter der Schulabteilung des Bistums, Martin Fahnroth, sagte: "Derzeit nehmen 34 Schülerinnen und Schüler teil. Das mag wenig klingen, aber für uns ist das ein große Zahl. Wir würden diese Jugendlichen sonst nicht erreichen."
Laut Studie zeigten Befragungen, dass sowohl Lernende als auch Lehrende die Kommunikation insgesamt äußerst positiv bewerten. Die eigenen Lernfortschritte - auch auf die Medienkompetenz bezogen - bewerteten die Schülerinnen und Schüler ebenfalls positiv.
In virtuellen Präsenzphasen gelingt mittlerweile lebhafter Austausch, wie die Studie ergab. Anregende Lernumgebungen und offene Aufgabenformate, die auf Selbstständigkeit und kritisches Denken setzten, seien fester Bestandteil des Unterrichts. Die Schülerinnen und Schüler reflektierten und verbesserten ihre eigenen Lernprozesse.
Für einen dauerhafte Etablierung müsste jedoch der Arbeitsaufwand der Lehrkräfte reduziert und effektiver werden.