Der Präsident der katholischen Friedensbewegung Pax Christi in Deutschland schreibt im Vorwort zu einem am Donnerstag vom Bistum Mainz veröffentlichten Predigt-Band: "Kann man aus einer sicheren Position heraus Menschen verpflichten, sich jeder Form einer sicheren Verteidigung mithilfe von Waffen zu enthalten? Was ist die Bedeutung von pazifistischen Positionen, wenn Gewalt derart eskaliert wie derzeit?"
Kohlgraf resümiert: "Vielleicht hätte auch ich vor dem Hintergrund der aktuellen Erfahrungen manche Position jetzt etwas anders akzentuiert." Der Pax-Christi-Präsident hatte zum Beispiel Anfang April verstärkte Waffenlieferungen an die Ukraine noch kritisch gesehen. Das Recht auf Selbstverteidigung in einem Krieg sei zwar friedensethisch legitim. "Die Frage ist aber: Richte ich durch die Art und Weise, wie ich mich wehre, am Ende größeren Schaden an", sagte der Mainzer Bischof damals in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Die Hoffnung nicht nehmen lassen
Kohlgraf betont, das Thema des Friedens bleibe ein zentrales Anliegen der christlichen Botschaft. "Die biblischen Friedensvisionen stehen für die Hoffnung, dass Gott die Herzen der Menschen und damit die Welt verändern kann. Gerade in diesen Zeiten dürfen wir uns die Hoffnung nicht nehmen lassen", so der Bischof.
Unter dem Titel "Menschen des Friedens werden" fasst die Broschüre zehn Predigten Kohlgrafs zusammen, die Entwicklungen im Appell für den Frieden vor und nach Beginn des Krieges gegen die Ukraine dokumentieren. Der 48-seitige Band ist in der Reihe "Mainzer Perspektiven" erschienen.