Papst fordert kreative Treue zu Tradition bei Gender-Thema

"Prüfung einiger anthropologischer Fragen"

Bei der erwarteten vatikanischen Stellungnahme zum Thema Gender wünscht sich Papst Franziskus von den damit befassten Theologen eine "kreative Treue zur Tradition". Das sagte er zu Mitgliedern der Internationalen Theologenkommission.

Transgender-Symbole / © ADragan (shutterstock)

Im Rahmen einer Audienz am Donnerstag sprach der Papst zu den Theologen. Sie sollten dieses und andere Themen im Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) angehen. Die Kirche befinde sich in einem "historischen Moment", der zwar mühsam sei, aber aus der Sicht des Glaubens auch vielversprechend und voller Hoffnung. Die Lehren des jüngsten Konzils seien für den Weg der Kirche ein "sicherer Kompass".

Auf den Geist hören

An die Mitglieder der vatikanischen Theologenkommission appellierte der Papst, bei ihrer Arbeit auf das Wort Gottes, den Glaubenssinn des Gottesvolkes, das Lehramt und auf die Gaben des Geistes zu hören. Dies solle geschehen "in der Unterscheidung der Zeichen der Zeit für die Fortentwicklung der Apostolischen Tradition und mit Hilfe des Heiligen Geistes".

Papst Franziskus / © Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Romano Siciliani ( KNA )

Die Tradition werde als Quelle des Glaubens "entweder wachsen oder erlöschen", betonte Franziskus. Eine große Gefahr bestehe darin, rückwärtsgewandt agieren zu wollen. Der Satz "Das haben wir immer schon so gemacht!" vermittle das Gefühl, auf der sicheren Seite zu sein, und nicht mit der Tradition nach vorne zu gehen.

Kein rückwärtsgewandtes Denken

Ein rückwärtsgewandtes Denken habe etwa nach dem Ersten Vatikanischen Konzil (1869-1870) manche Gruppen in der Kirche dazu gebracht, in der Vergangenheit zu verharren, um der Tradition treu zu bleiben. Heute weihten sie Frauen zu Priestern und machten andere Dinge, mit denen sie die vertikale Entwicklungslinie der Kirche verlassen hätten.

Gebäude der Kongregation für die Glaubenslehre, Palazzo del Sant Uffizio / © Romano Siciliani (KNA)
Gebäude der Kongregation für die Glaubenslehre, Palazzo del Sant Uffizio / © Romano Siciliani ( KNA )

Aus der Rede des Papstes geht hervor, dass sich die Internationale Theologenkommission derzeit mit drei Themen befasst. Das eine ist die Frage, was es bedeutet, wenn die Kirche an Jesus Christus als Sohn Gottes glaubt. Anlass ist das 1.700-jährige Jubiläum des Konzils von Nicäa im Jahr 2025, das bis heute von fast allen christlichen Kirchen und Gemeinschaften anerkannt wird.

Gender eines von drei Themen

Das zweite Thema, bei dem es unter anderem um die Gender-Theorien und um die Veränderung des Menschen durch medizinische und andere Eingriffe geht, umschrieb der Papst mit den Worten: "Die Prüfung einiger anthropologischer Fragen, die derzeit zu Tage treten und die von entscheidender Bedeutung für den Weg der Menschheitsfamilie sind." Als drittes Thema behandelt die Kommission theologische Aspekte der Ökologie und der Schöpfungslehre.

Die Internationale Theologenkommission ist das offizielle Beratungsorgan des Dikasteriums für die Glaubenslehre und des Papstes. Unter Leitung von Kurienkardinal Luis Ladaria arbeiten in ihr rund 30 Theologen aus allen Kontinenten.

Quelle:
KNA
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