Er wolle mit dem traditionsreichen evangelischen Knabenchor "Experimente wagen und etwas Unkonventionelles machen", sagte Böhme dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zugleich will Böhme Bewahrenswertes auch bewahren: "Die Johannespassion von Bach steht für sich - da braucht es keine Inszenierung mit Lichtshow oder so."
Böhme, der seit 1. September in Windsbach arbeitet und am 9. Dezember 100 Tage im Amt sein wird, sagte: "Mein Antrieb ist es immer, gute Musik zu machen - egal mit welchen Chören." Vor der Aufgabe in Windsbach leitete der Leipziger vor allem kleinere Ensemble mit Erwachsenen. Böhme selbst war allerdings als Kind und Jugendlicher Sänger des Leipziger Thomanerchors. "Mit jungen Stimmen zu arbeiten, dazu die Offenheit der Jungs, das ist schon etwas Besonderes, das macht viel Freude", sagte Böhme. Er profitiere bis heute von seiner eigenen Knabenchor-Vergangenheit.
Ein bisschen Veränderung
Der neue Chorleiter sagte, jeder Kenner des mittelfränkischen Knabenchors habe wohl seine eigene Vorstellung vom vielzitierten "Windsbacher Klang". Das sei auch in Ordnung, schließlich könne und wolle man diesen Klang nicht konservieren. "Der Klang eines Knabenchors definiert sich zum einen durch die Stimmen der Jungs - und zum anderen durch die Arbeit des Chorleiters", sagte Böhme. Der "Windsbacher Klang" werde sich mit ihm "vielleicht etwas verändern". Zudem könnte es sein, dass der Dresdner Kreuzchor unter Martin Lehmann künftig "ein bisschen nach Windsbach klingt".
Böhme hat die musikalische Leitung der Windsbacher von Martin Lehmann übernommen, der nun den Dresdner Kreuzchor dirigiert, in dem er einst selbst gesungen hat. Der Windsbacher Knabenchor ist weltbekannt und hatte seit seinem Bestehen Konzerte in fast allen großen Konzerthallen der Welt. Der Knabenchor und das dazugehörige Internat in Windsbach sind eine Einrichtung der bayerischen evangelischen Landeskirche.