Die Frau aus Norddeutschland beschuldigt einen der Ordensmänner, sie 2009 sexuell belästigt zu haben, wie sie der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte.
Darüber habe sie die Gemeinschaft 2019 informiert und den Bruder in diesem Jahr wegen sexueller Nötigung angezeigt. Das Verfahren sei jedoch wegen Verjährung eingestellt worden.
Bruder weiterhin Mitglied des Ordens
Wie ein Taize-Sprecher auf KNA-Anfrage sagte, ist der Bruder weiterhin Mitglied des Ordens, übt aber derzeit keine seelsorgerliche Tätigkeit aus. Auch an dem Treffen in Rostock nehme er nicht teil. Zu weiteren Details wollten sich die Gemeinschaft und der betreffende Bruder aufgrund eines laufenden Mediationsprozesses nicht äußern.
Ein in dieser Woche auf der Taize-Internetseite veröffentlichter Bericht macht weitere Vorwürfe öffentlich. Demnach wird derzeit insgesamt acht Brüdern Fehlverhalten verschiedener Art vorgeworfen.
In einem Fall, der bereits bekannt war, läuft ein Gerichtsverfahren wegen Vergewaltigung.
Treffpunkt für Tausende Jugendliche aus aller Welt
Die ökumenische Gemeinschaft von Taize wurde in den 1940er Jahren vom gebürtigen Schweizer Frere Roger (1915-2005) gegründet. Heute gehören der Bruderschaft rund 100 Männer aus etwa 30 Ländern an.
Ihr Sitz in einem Dorf in Burgund ist ein Treffpunkt für Tausende Jugendliche aus aller Welt. Seit 1978 lädt die Gemeinschaft an wechselnden Orten zu Europäischen Jugendtreffen ein, an denen bis zu 100.000 junge Leute teilnahmen. Das nächste Treffen soll vom 28. Dezember bis zum 1. Januar in Rostock stattfinden.
2019 hatten die Taize-Brüder erstmals Fälle von mutmaßlicher sexualisierter Gewalt in den eigenen Reihen öffentlich gemacht.
62 Personen mit Hinweisen auf Fehlverhalten
Seitdem haben sich laut dem aktuellen Bericht insgesamt 62 Personen mit Hinweisen auf Fehlverhalten an die Gemeinschaft gewandt. Die Vorwürfe reichten von als diskriminierend empfundenen Bemerkungen bis hin zu sexuellen Übergriffen. Beschuldigt würden sowohl Mitglieder der Gemeinschaft als auch Teilnehmer der Treffen. 15 Anschuldigungen gegen Brüder seien der französischen Justiz übergeben worden.
Von den acht beschuldigten Brüdern waren vier zum Zeitpunkt der Anzeige bereits tot, wie es heißt. Die anderen vier hätten die Gemeinschaft entweder aus eigenem Entschluss, auf Verlangen der Gemeinschaft oder im gegenseitigen Einvernehmen verlassen. Von den 15 Anschuldigungen sollen elf auf die 1960er- bis 1980er-Jahre zurückgehen, zwei auf die 1990er-Jahre und zwei auf die jüngere Zeit.