Für ein solches Projekt des katholischen Bistums Münster und der Evangelischen Landeskirche von Westfalen haben zwei Gemeinden vergangene Woche eine entsprechende Vereinbarung getroffen, wie der Ökumenebeauftragte des Bistums Münster, Michael Kappes, am Mittwoch der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) sagte.
Die evangelische Lydia-Gemeinde und die katholische Pfarrei Sankt Sebastian im Münsterschen Vorort Nienberge wollen demnach künftig alle Felder des Gemeindelebens daraufhin überprüfen, was von vornherein gemeinsam gemacht werden kann oder was arbeitsteilig geschieht.
Unnötige Parallelen und Doppelungen sollen so vermieden und das christliche Zeugnis glaubwürdiger werden.
Kirchliche Wohngemeinschaft vorgesehen
Genaue Absprachen werden nach Aussage der Beteiligten ab Anfang nächsten Jahres getroffen. Gedacht ist laut Kappes an Alten- und Jugendarbeit - inklusive Elementen von Konfirmations- und Firmkatechese -, Einsatz für Flüchtlinge, soziale Hilfen oder auch gemeinsame Andachten und weitere Gebetsformen.
Das Gros der Gottesdienste, evangelische Abendmahls- und katholische Messfeiern, werde aber weiter getrennt gefeiert, so der Pfarrer der evangelischen Lydia-Gemeinde, Oliver Kösters. "Da stoßen wir an Grenzen." Um des gemeinsamen christlichen Zeugnisses willen suchten die Gemeinden dennoch auch nach neuen Formen.
Die Vereinbarung sieht zudem eine kirchliche Wohngemeinschaft vor.
Bis 2007 gab es in Nienberge eine eigene Pfarrstelle der Lydia-Gemeinde, die dann ins benachbarte Havixveck überging. Vor zwei Jahren musste das evangelische Gemeindezentrum in Nienberge abgerissen werden, weil es auf Dauer nicht zu unterhalten war. "Wir sind dann in der katholischen Kirche und im Gemeindezentrum untergekommen", so Kösters. Die Gastfreundschaft biete Synergien, weil auch die Katholiken ihre Gebäude nicht mehr auslasten konnten.
Gottesdienstzeiten nur noch gemeinsam veröffentlichen
Derartige ökumenische Kooperationen unterstützten nicht nur die Glaubwürdigkeit der christlichen Kirchen in einer zunehmend säkularen Gesellschaft, betonen Kappes und sein Kollege Albrecht Philipps, Ökumenebeauftragter der Evangelischen Kirche von Westfalen. Sie entlasteten die Kirchengemeinden auch finanziell und personell.
Eine solche Kooperation lasse sich aber nicht organisieren oder gar anordnen. "Wir ernten jetzt die Früchte jahrzehntelanger ökumenischer Nachbarschaft", sagte Kösters. Für die Menschen in Nienberge sei Ökumene zu einer "positiven Selbstverständlichkeit" geworden.
Demnächst sollen Gottesdienstzeiten nur noch gemeinsam veröffentlicht werden. Kindergottesdienste würden schon länger nur gemeinsam gefeiert; auch Andachten und Abendgebete seien ökumenisch.
Landeskirche und Bistum wollen das Projekt unterstützen und durch ein Forschungsprojekt am katholischen Ökumenelehrstuhl der Universität Münster begleiten lassen. Zudem suchen sie weitere Gemeinden, die in der Lage und bereit sind, sich auf eine derartige Kooperation einzulassen. Zwei weitere Projekte könnten in absehbarer Zeit in Lengerich am Teutoburger Wald und am Niederrhein in Angriff genommen werden.