Imame verurteilen Uni-Verbot für afghanische Frauen

"Das ist nicht unser Islam"

Deutsche Imame solidarisieren sich mit den Frauen in Afghanistan. Das erlassene Universitätsverbot sei nicht mit dem Islam zu rechtfertigen, heißt es in einem Protestbrief. Es stehe "im fatalen Widerspruch" zur Religion.

Zwei Imame lesen im Koran / © dotshock  (shutterstock)

Deutsche Imame stellen sich mit einem Protestschreiben gegen das vom afghanischen Taliban-Regime erlassene Universitätsverbot für Frauen. In einer Erklärung mit der Überschrift "Nicht unser Islam!", die dem Evangelischen Pressdienst (epd) vorliegt, betonen 25 muslimische Geistliche, dass ein Ausschluss der Frauen von Hochschulen nicht mit ihrer Religion im Einklang stehe. Zuerst hatte die Düsseldorfer "Rheinische Post" am Donnerstag darüber berichtet.

"Frauen daran zu hindern, Bildungsinstitutionen zu besuchen bzw. zu arbeiten und sich zu  verwirklichen, zementiert Strukturen der Abhängigkeit dieser Frauen vom Patriarchat. Dies steht im fatalen Widerspruch zum Islam, wie wir ihn verstehen und vermitteln", heißt es in dem Papier. Die deutsche Politik und Zivilgesellschaft müsse klare Schritte unternehmen, "um den Frauen vor Ort zu helfen, ihre Rechte auf Bildung und Freiheit zurückzubekommen." Appelle allein reichten dabei nicht aus.

Bezug auf den Propheten Mohammed

Mouhanad Khorchide, Leiter des Zentrums für Islamische Theologie und Professor für Islamische Religionspädagogik an der Universität Münster / © Lars Berg (KNA)
Mouhanad Khorchide, Leiter des Zentrums für Islamische Theologie und Professor für Islamische Religionspädagogik an der Universität Münster / © Lars Berg ( KNA )

Die 25 Geistlichen haben sich auf Initiative des Münsteraner Religionswissenschaftlers und Imam, Mouhanad Khorchide, zu dem Verein "Begegnung zwischen Imamen, Wissenschaft und Gesellschaft" zusammengeschlossen. In ihrer Erklärung argumentieren sie mit dem Menschenbild ihrer Religion: "Der Islam, wie wir ihn verstehen, lehrt, dass der Mensch an sich, unabhängig davon, ob Mann oder Frau, ein von Gott gewolltes selbstbestimmtes Subjekt ist." Dabei trage Bildung zur Schaffung der nötigen Rahmenbedingungen für die Entfaltung dieser Selbstbestimmung des Einzelnen bei. Auch der Prophet Mohammed habe unterstrichen, dass Bildung eine "religiöse Pflicht für jeden Mann und für jede Frau" sei.

Die Auslegung des Islams durch die Taliban vermittele ein Bild der Religion "als Botschaft der Bevormundung und Entwürdigung des Menschen", schreiben die Imame. "Das ist nicht unser Islam." Die Reduzierung der Frau "auf ein Objekt der Hörigkeit bzw. Objekt der sexuellen Vergnügung für Männer" sei eine frauenfeindliche Haltung, die die Imame entschieden ablehnten.

Neuer Verein nimmt im Februar die Arbeit auf

Die Unterzeichner der Erklärung appellieren an die afghanischen Machthaber, "frauen- und menschenfeindliche Handlungen im Namen des Islams dringend zu unterlassen". Ihre Solidarität gelte den afghanischen Frauen, aber auch jeder Frau, die ihr Recht auf Bildung und Selbstbestimmung einfordert, schreiben die Imame.

Der neue Verein "Begegnung zwischen Imamen, Wissenschaft und Gesellschaft" plant laut Khorchide ab Januar regelmäßige Veranstaltungen und Aussendungen. Im Februar sei eine Auftaktveranstaltung für den Beginn der Arbeit des Vereins geplant.

Quelle:
epd
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