Präses Latzel warnt vor Verharmlosung rechter Umsturzpläne

Stärkung des demokratisch-freiheitlichen Rechtsstaats

Der rheinische Präses Thorsten Latzel warnt vor der Verharmlosung rechter Umsturzpläne und wirbt für einen Dialog mit Skeptikern und verunsicherten Bürgern. In "guter protestantischer Tradition" stehe die Kirche hinter dem Staat.

Autor/in:
Ingo Lehnick
Ausgabe der Zeitschrift "Deutsche Polizei" befasst sich mit Reichsbürgern / © Jochen Lübke (dpa)
Ausgabe der Zeitschrift "Deutsche Polizei" befasst sich mit Reichsbürgern / © Jochen Lübke ( dpa )

"Wir haben eine wehrhafte Demokratie, die mit klaren rechtsstaatlichen Mitteln gegen solche Verschwörungstheorien und Gewaltpläne vorgehen muss, wenn die Basis unserer Demokratie gefährdet ist", sagte der evangelische Theologe dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit Blick auf die Großrazzia gegen sogenannte Reichsbürger Anfang Dezember.

Präses Thorsten Latzel predigt bei der zentralen Gedenkfeier zum Jahrestag der Flut-Katastrophe in der Herz-Jesu-Kirche.  / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Präses Thorsten Latzel predigt bei der zentralen Gedenkfeier zum Jahrestag der Flut-Katastrophe in der Herz-Jesu-Kirche. / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

"Mich besorgt besonders, dass es eine gewisse Nähe dieser rechten Verschwörer zur AfD gibt", erklärte Latzel. Hier sei eine klare Abgrenzung gegen jede Form antidemokratischer Gewalt nötig. In einer Zeit zahlreicher Krisen, in der viele Sicherheiten und Selbstverständlichkeiten plötzlich infrage gestellt seien, müsse aber zugleich der Dialog mit verunsicherten Bürgerinnen und Bürgern gesucht und geführt werden.

Latzel: Kirche steht hinter dem Rechtsstaat

Niemand habe mit der Corona-Pandemie oder einem brutalen Angriffskrieg in Europa gerechnet, erklärte der leitende Theologe der zweitgrößten Landeskirche in Deutschland. Auch die hohe Inflation, steigende Preise und die Klimakrise verunsicherten viele Menschen. "Insgesamt bin ich aber überzeugt, dass die überwiegende Mehrheit der Menschen in Deutschland ein Bewusstsein für die Stärken unserer demokratischen Staatsform hat und sie unterstützt", betonte der 52-Jährige.

Auch in der Kirche gibt es nach Latzels Worten Skeptiker und Menschen, die mit politischen Entscheidungen fremdeln. "Damit müssen wir uns auseinandersetzen", sagte er. "Und deshalb ist es auch wichtig, dass wir eine aufgeklärte Religion haben." Dafür brauche es Bildung und Begegnung. "Als Kirche stehen wir in guter protestantischer Tradition hinter dem demokratisch-freiheitlichen Rechtsstaat", unterstrich der Präses der rheinischen Kirche. "Wir stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt und engagieren uns für ein wechselseitiges Verständnis."

Quelle:
epd