Er sei auf alle Fälle eine historische Persönlichkeit gewesen, sagte Kick der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA). Denn als Deutscher, ja sogar als Bayer habe er seit Jahrhunderten erstmals das höchste Amt der katholischen Kirche innegehabt.
Man könne ihm zugute halten, dass er einer der wichtigsten Kirchenmänner des vergangenen Jahrhunderts sei, in seiner Klarheit hinsichtlich des Glaubens. Jetzt stehe er vor seinem Herrn und Richter. Er wünsche ihm, dass Gott ihm gnädig sei, "so wie man sich das auch selbst erhoffen würde", so Kick. Er möge dort sein, wo ein neuer Anfang für ihn möglich werde.
Anfangs ein Reformer
Joseph Ratzinger, der als Theologe beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) gewirkt habe, sei anfangs ein Reformer gewesen, so der Sprecher. Damals seien die Menschen beflügelt gewesen und hätten gedacht, die katholische Kirche gehe in eine neue Ära. Doch dann habe sich der Kirchenmann unter dem Eindruck der 68er-Bewegung verändert.
Als Präfekt der Glaubenskongregation sei er vor allem zum "Glaubenshüter" geworden und habe die Menschen nicht mehr gesehen.
Als Beispiel nannte Kick auch den geforderten Rückzug der Kirche aus der Schwangerenkonfliktberatung in Deutschland.
Vielleicht sei es auch eine "typisch deutsche Eigenschaft", eine solche Aufgabe so verbissen zu erledigen und den Glauben bis aufs Letzte zu verteidigen, gab Kick zu bedenken.
Aufarbeitung von Missbrauch
Hinsichtlich der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche kritisierte er, dass Benedikt am Ende die 68er-Bewegung und das Befürworten sexueller Freiheit für den Missbrauch an Kindern in der katholischen Kirche als ursächlich angesehen habe.
"Wenn das implizieren soll, dass alle, die in der 68er-Bewegung waren, Kinderschänder sind, dann muss man das zurückweisen", so Kick.
Schließlich gebe es seit Menschengedenken auch Missbrauch, nicht erst seit etwas über 50 Jahre. Mit seiner Argumentation habe Benedikt letztlich Kirchenmänner zu schützen versucht und das Problem auf andere schieben wollen. Für die Betroffenen sei das aber in keiner Weise schlüssig.