Hilfswerke schließen sich zusammen zu Erbschaftsinitiative

"Die Nachfrage an dem Thema ist gestiegen"

Die katholischen Hilfswerke missio Aachen, missio München, Misereor, Adveniat, Renovabis, Caritas International und das Kindermissionswerk 'Die Sternsinger' unterhalten gemeinsam eine Erbschaftsinitiative. Was steckt dahinter?

Testament / © Jens Büttner (dpa)
Testament / © Jens Büttner ( dpa )

DOMRADIO.DE: Warum haben sich die Hilfswerke zusammengeschlossen? Da muss man unter Umständen die Erbschaften teilen, oder nicht?

Daniel Thiem (Koordinator Erbschaftsinitiative): Indem die Hilfswerke gemeinsam auftreten, sorgen sie natürlich auch für ein gewisses Vertrauen. Und sie senken die Hemmschwelle bei denjenigen, die so eine Einladung bekommen, sich überhaupt mit dem Themenbereich Erbschaft und Testament zu beschäftigen. Es besteht ja gemeinhin eine gewisse Scheu, das zum Thema für sich selbst zu machen. Indem die Hilfswerke da gemeinsam auftreten, sorgen sie dafür, dass die Hemmschwelle gesenkt wird. Und natürlich stehen auch Synergien mit dahinter. Man kann gemeinsam mehr schaffen, als es für ein Werk alleine möglich wäre. Und letztlich ist es auch die Außenwirkung. Denn viele Spenderinnen und Spender engagieren sich ja ohnehin auch bei mehreren unserer Hilfswerke. Und für die ist es eigentlich nur adäquat, dass die Hilfswerke so etwas auch gemeinsam anbieten. So ein Vortragsangebot wie etwa: Wie schreibe ich mein Testament?

DOMRADIO.DE: Das heißt also, ich muss nicht hingehen, wenn ich konkret nur die Idee habe etwas an ein Hilfswerk zu vererben, sondern auch generell, wenn ich mich mit dem Thema Vererben beschäftigen will.

Thiem: Genauso ist es. Die Vorträge, die wir anbieten, werden beispielsweise von Anwältinnen oder von Notaren, also von Fachpersonen des Erbrechts gehalten. Und die Vorträge sind sehr allgemein, auch von den Inhalten. Natürlich weisen wir seitens der Hilfswerke am Rande dieser Vorträge auch darauf hin, dass diejenigen, die etwas gemeinnützig hinterlassen wollen, sich dann auch noch gerne bei uns weiter melden können.

Interessanterweise gibt es nicht wenige, die immer wieder auch davon Gebrauch machen, die dann zum Beispiel einen Ratgeber zur Testamentsgestaltung bei ihrem Werk bestellen. Oder die dann auch schon in einen persönlichen Kontakt mit ihrem Werk treten. Aber wie gesagt, ist das ganz unabhängig von diesem Vortrag. Der ist auch für jemanden, der jetzt nicht gemeinnützig verlassen will, ein guter Service. Zumindest wurde es auch so in den letzten 17 Jahren zurückgemeldet.

DOMRADIO.DE: Ich erfahre also auch, welche unterschiedlichen Dinge dann die Hilfswerke in ihren Projekten fördern?

Thiem: So ist es. Genau. Die Tatsache, dass es unterschiedliche Hilfswerke gibt, zeugt davon, dass eben auch unterschiedliche Zwecke dahinter stehen. Und wenn ich jetzt Spenderin oder Spender bin, dann kann ich mich ja quasi dafür entscheiden, ob ich jetzt eher in der akuten Katastrophenhilfe tätig sein will oder ob ich langfristig gesehen eher in der Entwicklungsarbeit, in Bildungsprojekten etwas investieren möchte oder ob ich stattdessen Seelsorgerinnen und Seelsorger unterstützen will, die dann wiederum bei Menschen sind, zu denen vielleicht sonst niemand kommt. Da bieten die Hilfswerke ein breites Spektrum, wo man sich entsprechend auswählen kann, was einem eher zusagt oder wo man auch Verschiedenes bedenken kann, je nachdem, wie man es möchte.

DOMRADIO.DE: Also ein großes Feld ist das, wo man wirklich viele Möglichkeiten hat, sich zu entscheiden. Diese Erbschaftsinitiative gibt es schon seit 17 Jahren, die ist ja nicht neu. Wie hat sich denn das Vererben für die Hilfswerke entwickelt in dieser Zeit?

Thiem: Die Nachfrage an dem Thema ist gestiegen im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte. Aber man kann jetzt natürlich keine konkreten Zahlen bringen, weil es natürlich auch zwischen den Hilfswerken Unterschiede gibt. Aber grundsätzlich finde ich spannend, dass man sagen kann, bei vielen Spendern, die etwas gemeinnützig hinterlassen, ist die Testamentsspende oft die größte Spende oder manchmal sogar noch größer als das, was sie Zeit ihres Lebens gespendet haben. Das ist ja auch schon mal ein wichtiger Impuls.

DOMRADIO.DE: Worin liegt denn die Motivation der Menschen, die einem dieser Hilfswerke etwas vererben? 

Thiem: Es gibt mit Sicherheit unterschiedliche Motivationen. Wir machen immer wieder die Erfahrung, dass viele Menschen dankbar sind, vielleicht auch aus ihrem persönlichen Glauben heraus, dass sie aus der Dankbarkeit heraus Gutes weitergeben möchten. Also sie haben quasi Gutes von der Welt erfahren und wollen es weitergeben. Wir machen immer wieder die Erfahrung, dass es eine Verbindung gibt zwischen der Lebensgeschichte einer Person und ihrer Testamentsgestaltung. Das sind Punkte, die für uns natürlich von zentraler Bedeutung sind, weil ja auch der persönliche Kontakt für uns so wichtig ist. Und wir freuen uns, wenn wir dann entsprechend den letzten Willen eines Spenders oder einer Spenderin erfüllen können.

Das Interview führte Dagmar Peters.

 

Quelle:
DR