Papst reist Ende Januar in den Kongo und in den Südsudan

Auf Friedensmission im Herzen Afrikas

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Daran hält sich Papst Franziskus bei seiner seit Jahren geplanten Reise in den Kongo und Südsudan. Ende Januar soll das Vorhaben für den Frieden in beiden Ländern nun umgesetzt werden.

Autor/in:
Severina Bartonitschek und Anna Mertens
Papst Franziskus im Flugzeug / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus im Flugzeug / © Paul Haring ( KNA )

Die Papstreise in die Demokratische Republik Kongo und in den Südsudan stand bislang unter keinem guten Stern. Obwohl der Papst beide Länder schon länger besuchen wollte, gab es immer wieder Hindernisse.

Erst erlaubten die politischen Zustände keine Reise, dann kam die Corona-Pandemie, anschließend versagte das päpstliche Knie. Dem scheint es inzwischen etwas besser zu gehen, und alles ist vorbereitet für eine ebenso anstrengende wie riskante Friedensmission. In beiden Ländern eskalieren in jüngster Zeit die blutigen Konflikte. Kann der Papst die Lage verbessern?

Grundsatzrede an das Diplomatische Corps

Mit seiner Friedenspilgerreise in den Kongo verbinde er die Hoffnung, "dass die Gewalt im Osten des Landes aufhört und sich der Weg des Dialogs und der Wille, sich für Sicherheit und das Gemeinwohl einzusetzen, durchsetzen wird", erklärte Franziskus Anfang Januar bei seiner Grundsatzrede an das Diplomatische Corps. Im Südsudan wolle er sich mit seinen Begleitern "dem Ruf der Menschen nach Frieden anschließen und zum Prozess der nationalen Aussöhnung beitragen".

Neujahrsansprache mit Papst Franziskus an das Diplomatische Corps / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Neujahrsansprache mit Papst Franziskus an das Diplomatische Corps / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Ende Januar wird Franziskus zu der sechstägigen Reise nach Afrika aufbrechen. In beiden Ländern herrschen interne Konflikte; Bürgerkriege und Kämpfe zwischen Armeen und Rebellengruppen forderten im vergangenen Jahrzehnt Hunderttausende Leben. Sowohl im Kongo als auch im Südsudan ist die katholische Kirche ein wichtiger Mittler.

Papst ist nicht allein unterwegs

Im christlich geprägten Südsudan bemüht sie sich - gemeinsam mit der anglikanischen und presbyterianischen Kirche - den Dialog der Parteien zu befördern. Darum reisen die Vertreter dieser Kirchen gemeinsam an. Den Papst begleiten der anglikanische Primas, Erzbischof Justin Welby von Canterbury, und der Moderator der presbyterianischen Kirche Schottlands, Iain Greenshields.

Papst Franziskus und Justin Welby / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus und Justin Welby / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Zunächst wird Papst Franziskus aber allein in die kongolesischen Hauptstadt Kinshasa reisen. Neben den Standardterminen mit Regierungs- und Kirchenvertretern des Gastlandes ist dort eine Begegnung mit Opfern von Gewalt im Ostkongo geplant. Weiter will das Kirchenoberhaupt eine große Messe auf einem Flughafengelände von Kinshasa feiern und in einem anderen Stadion Jugendliche und Katechisten treffen.

In den Südsudan

Am vierten Tag reist Franziskus von Kinshasa weiter in den Südsudan. Gemeinsam mit Welby und Greenshields wird er in der Hauptstadt Juba Binnengeflüchtete besuchen. Außerdem ist ein gemeinsames ökumenisches Gebet geplant. Alle drei wollen sich vor allem solidarisch mit den Menschen zeigen, ihre Reise nannten sie "Pilgerfahrt für den Frieden".

Eine alte Frau betet in einer Kirche im Südsudan / © Miguel Juarez Lugo (dpa)
Eine alte Frau betet in einer Kirche im Südsudan / © Miguel Juarez Lugo ( dpa )

Der ist in beiden Ländern fragil. Im Kongo begann kürzlich der Wahlkampf um das Präsidentenamt Ende des Jahres. Die letzten Wahlen waren geprägt von Protesten und Gewalt. Ex-Präsident Joseph Kabila hatte trotz beendeter zweiter Amtszeit 2016 verfassungswidrig weiterregiert und Wahlen hinausgezögert.

Erst 2019 kam der Machtwechsel. Präsident ist seither Felix Tshisekedi. Er traf Papst Franziskus im ersten Amtsjahr gleich zweimal; zunächst zur Kardinalsernennung von Kinshasas Erzbischof Fridolin Ambongo. Bei seinem zweiten Besuch sprachen die beiden vor allem über die humanitäre Lage. Besonders im rohstoffreichen Osten des Kongo kämpfen seit vielen Jahren Rebellengruppen um die Vorherrschaft.

Ende November kam es dort zu einem Massaker mit knapp 300 Opfern. Dabei starben auch Kinder, die sich in einem Krankenhaus und einer Kirche aufhielten. Menschenrechtler und Diplomaten machten die Rebellengruppe M23 für die Morde verantwortlich. Die Regierung des Nachbarlandes Ruanda steht im Verdacht, diese Soldaten zu lenken und zu finanzieren. Tausende Ostkongolesen sind derzeit auf der Flucht.

Südsudan kommt nicht zur Ruhe

Das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten schätzt, dass in diesem Jahr jeder vierte Kongolese auf lebenserhaltende Unterstützung angewiesen sein wird.

Auch der Südsudan kommt nicht zur Ruhe. 2011 erlangte das überwiegend christliche Land seine staatliche Unabhängigkeit vom muslimisch geprägten Sudan. Er gilt als "jüngster Staat der Welt", zählt zugleich zu den ärmsten. 2013 eskalierte ein Machtkampf zwischen dem ersten Präsidenten des Landes, Salva Kiir, und seinem früheren Stellvertreter und Herausforderer Riek Machar.

Gläubige bei einem Gottesdienst in der voll besetzten Kathedrale Notre-Dame de la Paix in Bukavu (Kongo)  / © Harald Oppitz (KNA)
Gläubige bei einem Gottesdienst in der voll besetzten Kathedrale Notre-Dame de la Paix in Bukavu (Kongo) / © Harald Oppitz ( KNA )

Trotz wiederholter Verhandlungen und einem Friedensabkommen 2018 kommt es immer wieder zu Gewaltausbrüchen zwischen den Konfliktparteien. Zuletzt an Weihnachten griffen Bewaffnete verschiedene Gemeinden an. Zuvor soll es Zusammenstöße von verfeindeten ethnischen Gruppen gegeben haben.

Laut UN sind rund 30.000 Menschen nach den Überfällen geflüchtet.

2019 hatten Franziskus und Welby die beiden Rivalen Kiir und Machar zu sogenannten Besinnungstagen in den Vatikan eingeladen. An der Initiative war auch der damalige Moderator der schottischen Presbyterianer, John Chalmers, beteiligt. In einer spektakulären Geste beim Abschluss des Treffens kniete der Papst vor den Politikern nieder. Er küsste ihnen die Füße und forderte sie zum Friedensschluss für ihr Volk auf. Seine Friedensmission geht nun weiter.

Programm der Papstreise in die DR Kongo und den Südsudan

 

Papst Franziskus reist vom 31. Januar bis 5. Februar in die Demokratische Republik Kongo sowie in den Südsudan. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert das vom Vatikan am Donnerstag veröffentlichte Reiseprogramm in eigener Übersetzung. Zeitangaben in Ortszeit (Kinshasa = UTC+1 = MEZ; Juba = UTC+2).

Apostolische Reise Seiner Heiligkeit Franziskus in die Demokratische Republik Kongo und den Südsudan (Ökumenische Friedenswallfahrt in den Südsudan), 31. Januar bis 5. Februar 2023)

Dienstag, 31. Januar 2023, Rom - Kinshasa

Hügel mit grüner Wiese und Wäldern im Osten des Kongo, in der Region von Burhale / © Harald Oppitz (KNA)
Hügel mit grüner Wiese und Wäldern im Osten des Kongo, in der Region von Burhale / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA