Arabische und ausländische Länder hielten Treffen und Beratungen ab, "um dem Libanon zu helfen und einen Präsidenten zu wählen, während das Parlament die Abstimmung verhindert" beklagte das Kirchenoberhaupt am Sonntag an seinem Amtssitz in Bkerke.
"Sie stechen unserem demokratischen parlamentarischen System ins Herz", so der Patriarch der größten christlichen Gemeinschaft des Landes.
In zehn ergebnislosen Parlamentssitzungen zur Präsidentenwahl hätten die Abgeordneten immer noch keinen Nachfolger für Michel Aoun gewählt, der im Oktober aus dem Amt geschieden war.
"Sie haben es nicht geschafft, einen Präsidenten zu wählen, der herausfordert und Konsens schafft; nichts haben sie geschafft", kritisierte der Patriarch.
Auch Probleme bei der Justiz
Beobachter vermuten, dass die für kommenden Donnerstag anberaumte elfte Sitzung ebenso wie die Vorherigen enden dürfte. Weiter beklagte der Rai, dessen Amt im Libanon auch starkes politisches Gewicht hat, dass die Justiz des Landes immer mehr zu einem "Werkzeug für Rache, Bosheit und Hass geworden" sei.
Er bezog sich dabei auf die von der Justiz andauerns verschleppte Aufklärung der verheerenden Explosion im Beiruter Hafen vom August 2020 mit 220 Toten und 7.000 Verletzten.
Statt ernsthafter Ermittlungen gingen die Sicherheitsorgane gegen Angehörige der Opfer vor, die nur für ihre legitimen Ansprüche und Rechte demonstrierten, so der Patriarch.