DOMRADIO.DE: Wie kam es zu dem Gebet?
Pfarrer Dirk Salzmann (Pastoraler Raum Hagen-Mitte-West im Erzbistum Paderborn): Als das Rücktrittsgesuch von Erzbischof Franz-Josef Becker angenommen wurde, ging sofort die ganze Maschinerie los. Diese beinhaltete, wie es sich bei uns gehört, natürlich auch die Einladung zum Gebet, sowohl für den Emeritus als auch für einen guten neuen Erzbischof für unser Bistum Paderborn.
Da stellte sich dann die Frage, welche Worte wir in diesem Gebet nutzen wollten. Unser Vikar Hottmann hatte deshalb die Idee, einen Gebetszettel zu entwerfen. Mir kam der Gedanke, als passendes Bild für das Gebet den leeren Bischofsstuhl im Dom zu verwenden.
DOMRADIO.DE: Was ist Ihnen und Ihren Kollegen denn für einen neuen Erzbischof besonders wichtig? Was muss er sozusagen an Qualitäten mitbringen?
Salzmann: Geschätzt haben wir an unserem ehemaligen Erzbischof, dass er viel zugelassen hat. Er hat Leute mit bestimmten Stärken mit hinzu geholt, um das Bistum weiterzuentwickeln. Das ist eine Eigenschaft, die auch der Neue haben dürfte.
Man muss ja immer aufpassen, dass man nicht die "eierlegende Wollmilchsau" beschreibt, also jemanden, der alles kann. Das ist klar.
Aber schön wäre jemand, der inspiriert, der Mut macht, der zugewandt ist, der die Freude am Glauben und die Freude an Gott auch im Wort und in seiner Ausstrahlung mitbringt.
DOMRADIO.DE: Wer dieses Amt bekleidet, steht auch vor einigen Herausforderungen. Was wird denn auf den neuen Erzbischof zukommen? Worin wollen Sie ihn auch im Gebet bestärken?
Salzmann: Was die innerkirchliche Situation angeht, wird er jemand sein müssen, der eine Kraft zu integrieren hat, also die verschiedensten Sichtweisen, Spiritualitäten und Denkströmungen im Gespräch zu halten.
Nach außen wird es weiterhin wichtig sein, Transparenz bei der Aufklärung von sexuellem Missbrauch zu schaffen und im Hinblick auf unsere Finanzen die Transparenz zu halten, die wir ja schon haben.
Außerdem sollte ein neuer Erzbischof herausstellen, wo wir als Kirche echten Dienst am Menschen und der Gesellschaft tun - ob nun in unserer Caritas, in Kindertagesstätten, im Sozialdienst katholischer Frauen hier in Hagen, im ganzen Bereich Kirche und Arbeitswelt, aber auch darüber hinaus, überall da, wo Kirche eben präsent ist und dem Menschen dient.
Das Interview führte Michelle Olion.