Das betreffe vor allem die Rolle der Kirche, sagte der Co-Leiter des Arbeitskreises Interdisziplinäre Hexenforschung in einem Interview auf dem Portal katholisch.de (Samstag). Der Arbeitskreis ist der weltweit größte Verband von Fachleuten für die Geschichte des Hexenglaubens.
Erkenntnisse aus der Forschung
"Lange Zeit waren die Menschen unzutreffenderweise überzeugt, dass die Kirche die Hauptschuld an der Hexenverfolgung trage", sagte Dillinger. "Dem ist nicht so; es waren staatliche Prozesse, mit denen die Kirche nichts zu tun hatte."
Eigentlich habe das die Forschung in den vergangenen Jahren geradegerückt. Das scheine jedoch wieder in Vergessenheit geraten zu sein. "Es gibt Menschen, die im Internet sehr aggressiv auftreten, die die Kirche da in jedem Fall schuldig sprechen wollen und dafür beispielsweise auch meine wissenschaftliche Expertise anzweifeln."
Auch heutzutage noch Hexerei-Vorwürfe
Für Europa und die europäischen Kolonien gingen Fachleute inzwischen von etwa 50.000 Hinrichtungen in Zusammenhang mit Hexenverfolgungen aus, die zum aller größten Teil in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts endeten, erläuterte Dillinger. Damit liege die Zahl der Opfer deutlich niedriger als lange angenommen.
Allerdings lasse sich das Phänomen auch heute noch in anderen Teilen der Welt beobachten, fügte der Experte hinzu. "Es gibt Lynchmorde an Hexereiverdächtigen in Afrika und Asien; es gibt in manchen Ländern dort sogar Gesetze gegen Hexerei. Auch Saudi-Arabien zum Beispiel hat Hexerei zur Straftat gemacht und Menschen deswegen hingerichtet, zuletzt im Jahr 2011."