Am Montagabend gab der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, in einer persönlichen Erklärung bekannt, dass es einen Briefwechsel zwischen fünf deutschen Bischöfe und dem Vatikan gegeben hat. Thema: Der "Synodale Rat".
Dieses Gremium sollte laut Beschluss der Vollversammlung des Synodalen Wegs künftig Fragen beraten und entscheiden, die für die gesamte katholische Kirche in Deutschland wichtig sind. In diesem bundesweiten "Rat" würden die Bischöfe in der Minderheit sein - genau so wie jetzt schon in den Vollversammlungen des Synodalen Wegs.
Schreiben von Juli 2022 der Ausgangspunkt
Fünf Bischöfe, davon vier aus Bayern (Hanke, Oster, Voderholzer und Meier), sowie der Erzbischof von Köln (Woelki), hatten offiziell im Vatikan angefragt, ob sie in einem solchen Gremium mitmachen sollen oder dürfen: In einem Rat, der letztlich die Bischöfe überstimmen und damit ihre Souveränität als Leiter der Ortskirchen einschränken kann.
Ausgangspunkt für die Frage der Fünf war ein älteres, namentlich nicht unterzeichnetes Schreiben des Heiligen Stuhls vom Juli 2022.
Darin hieß es, der Synodale Weg sei "nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten." Weil aber das Schreiben damals noch relativ allgemein gehalten war und keine Unterschrift trug, wurde es vom Präsidium des Synodalen Wegs nicht wirklich ernst genommen.
Die fünf Fragesteller sahen das anders. Und sie erhielten eine Antwort aus Rom, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt: "Wir möchten klarstellen, dass weder der Synodale Weg noch ein von ihm eingesetztes Organ noch eine Bischofskonferenz die Kompetenz haben, den 'Synodalen Rat' auf nationaler, diözesaner oder pfarrlicher Ebene einzurichten."
Möglichen "Umgehungsversuchen" einen Riegel vorschieben
Damit will das Schreiben offenbar auch weiteren möglichen "Umgehungsversuchen" auf dem Synodalen Weg einen Riegel vorschieben: Denn statt der Synodalversammlung, die keinen kirchenrechtlich verbindlichen Status hat, hätte am Ende vielleicht die Bischofskonferenz selbst mit Zweidrittelmehrheit ihrer eigenen Entmachtung durch einen künftigen Synodalen Rat zustimmen können.
Doch auch das ist nicht erlaubt.
Und damit klar ist, dass das nicht nur eine Meinungsäußerung von drei Kardinälen aus Rom ist, heißt es in der nächsten Zeile: "Der Heilige Vater hat vorliegendes Schreiben in forma specifica approbiert und dessen Übermittlung angeordnet." Diese Formel aus dem Kirchenrecht bedeutet, dass der Text aus Rom rechtsverbindlich ist.
Bätzing und Stetter-Karp unbeirrt
In ersten Reaktionen zeigten sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, und ZdK-Präsidentin Irme Stätter-Karp unbeirrt. Sie erklärten, an dem Vorhaben festhalten zu wollen - zur Not auch ohne Mitwirkung jener Bischöfe, die sich durch die Weisung aus Rom zur Nichtteilnahme veranlasst sehen. Daher ist es nicht auszuschließen, dass der Synodale Rat mit einer Handvoll symbolisch frei gehaltener Sitze für die fernbleibenden Bischöfe tatsächlich in absehbarer Zeit an den Start geht.
Für Papst Franziskus kommt dieser Streit zur Unzeit. Er hat einen weltweiten Beratungsprozesse angestoßen, an dessen Ende die Umgestaltung der pyramidenartig von Rom aus regierten und einheitlichen katholischen Weltkirche stehen könnte.
Die konservativen Gegner dieses ambitionierten Vorhabens - etwa der ehemalige Glaubenspräfekt Kardinal Gerhard Ludwig Müller - warnen, dass eine solche Synodalverfassung zwangsläufig zu einer "Protestantisierung" der katholische Kirche führen werde.
Eigenes Synodenmodell entwickeln
Der Papst will jedoch ein eigenes, spezifisch katholisches Synodenmodell entwickeln, das Hierarchie, sakramentales Bischofsamt und Laienmitwirkung harmonisch und ohne Kampfabstimmungen miteinander verbindet.
Wenn nun die Reformer in Deutschland ein von Laienverbänden dominiertes Leitungsgremium nach dem Vorbild der Frankfurter Synodalversammlungen durchsetzen, ist das Wasser auf die Mühlen der konservativen Papstkritiker in Rom. Sie können mit Fingern auf die deutsche "Fehlentwicklung" zeigen und sagen: "So weit kommt man, wenn man synodale Wege einschlägt."
Seit dem Tod von Benedikt XVI. wird Franziskus an der Kirchenspitze von Konservativen immer schärfer kritisiert. Es ist kein Zufall, dass er sich gerade jetzt entschieden von einer Idee abgrenzt, die aus römischer Sicht allzu protestantisch anmutet.