In einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Agentur AP sagte Franziskus: "Kritik hilft beim Wachsen und Verbessern der Dinge." Als Vorbild in dieser Hinsicht nannte der Papst den Vorsitzenden des Kardinalskollegiums, Kardinal Giovanni Battista Re (88). "Er sagt mir, was er denkt. Und wenn ich mich geirrt habe und er mich darauf hinweist, dann ist das eine große Hilfe."
Re, langjähriger Chef der für Personalentscheidungen zuständigen Bischofsbehörde im Vatikan, steht seit Januar 2020 als Dekan des Kardinalskollegiums protokollarisch in einer herausgehobenen Stellung, obwohl er offiziell kein Kurienamt mehr bekleidet. Er hat den Papst in den vergangenen Monaten häufig als Zelebrant bei Gottesdiensten vertreten, wenn Franziskus wegen seiner Knieprobleme verhindert war.
Bitte des Papstes: Kritik ins Gesicht sagen
Weiter führte der Papst in dem Interview aus: "Wenn jemand meine Mängel sieht und ihm nicht gefällt, wenn ich anders denke, dann gibt es Kritik. Das einzige, worum ich bitte, ist, mir die Kritik ins Gesicht zu sagen; denn das bringt uns alle weiter." Solche Gespräche seien wichtig, auch wenn sie einem nicht gefallen.
In diesem Kontext äußerte sich Franziskus auch über einen bekannten Kritiker an seiner Kirchenpolitik, den kürzlich gestorbenen Kardinal George Pell. Er würdigte dessen Verdienste für den Vatikan und betonte: "Obwohl gesagt wird, dass er mich am Ende kritisierte - er war es, der mir viel geholfen hat. Er war es, der mich immer wieder detailliert auf wirtschaftliche Probleme hinwies." Pell sei in Wirtschaftsfragen seine "rechte Hand" und ein "großartiger Typ" gewesen, so der Papst über den kürzlich verstorbenen Australier.