In einer am Mittwoch vom Vatikan veröffentlichten Botschaft an das in Rom versammelte Generalkapitel der weltweit tätigen Organisation sagte der Papst, er habe den Orden auf einem bisweilen schwer gangbaren Weg begleiten müssen.
Aber das sei notwendig gewesen, um mit erneuerter Liebe zu einem wirklichen Dienst an den Armen zurückzufinden. "Die Mutter Kirche konnte nicht umhin, sich eures Ordens anzunehmen, in völliger Übereinstimmung mit eurem Leben und mit eurer historischen Tradition", so der Papst.
Um Versöhnung bemühen
In seiner langen, leidenschaftlichen Botschaft rief er die drei Stände des Ordens auf, die jeweilige Rolle anzunehmen und sich um Versöhnung zu bemühen.
Die nach manchen Konflikten neu formulierten beiden Grundsatzdokumente, die Verfassung und der Kodex des Malteserordens, seien jetzt die Grundlage für das Leben und Wirken des Ordens und der dazugehörigen Hilfsorganisationen. Sie seien das Ergebnis eines langen Weges und vieler Begegnungen, unter Mitwirkung der verschiedenen Teile des Ordens und des Päpstlichen Bevollmächtigten.
Die nun zu wählende neue Leitung müsse die Grundlagentexte in die Tat umsetzen, eine geistliche Erneuerung des Ordens voranbringen und seine Einheit stärken. Alle Mitglieder des Ordens und die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter seien zur Gemeinschaft aufgerufen.
Konflikte und Gegensätze schaden eurem Auftrag", so der Papst weiter. "Machtgier und andere weltliche Bindungen entfernen uns von Christus, es sind Versuchungen, die wir zurückweisen müssen."
Im Dienst der Werke der Barmherzigkeit
Die Souveränität des Ordens stehe letztlich im Dienst der Werke der Barmherzigkeit; dies dürfe nicht durch Eitelkeit verzerrt werden.
Auch die diplomatischen Missionen des Ordens müssten "Werkzeuge der Nächstenliebe und der Solidarität sein."
Der scheidenden, von ihm selbst eingesetzten provisorischen Leitung des Ordens dankte der Papst für die "weise Führung" in der Zeit des Übergangs. Er wünschte dem Generalkapitel eine fruchtbare Arbeit und eine neu gewählte Leitung, die auf der von der provisorischen Leitung vorgezeichneten Straße voranschreite.
Anfang September hatte der Papst per Dekret den Großkanzler des Malteserordens, Albrecht Freiherr von Boeselager, aus seinem Amt entlassen, den Souveränen Rat des katholischen Ordens aufgelöst und eine neue Verfassung und ein neues Gesetzbuch (Kodex) für den Orden erlassen und eine Übergangsregierung ernannt.
Orden spricht von "väterlichen Maßnahmen"
Der Malteserorden begrüßte damals die Entscheidungen. Mit den "väterlichen Maßnahmen" habe Franziskus einen Kurs eingeschlagen, "der die Zukunft des Ordens sowohl als Ordensinstitut als auch als souveräne Körperschaft zu sichern verspricht", erklärte der Übergangsleiter, Statthalter John Dunlap.
Nach der neuen Verfassung soll das Mandat des Großmeisters künftig nicht mehr lebenslang gelten, sondern nur für zehn Jahre; einmalige Verlängerung sei möglich. Frauen und Männer sollen gleichgestellt sein.
In der Vergangenheit soll es Spannungen zwischen dem päpstlichen Bevollmächtigten, Kardinal Silvano Tomasi, und Teilen der Ordensleitung gegeben haben. Dem Vernehmen nach ging es dabei auch um die völkerrechtliche Unabhängigkeit und den kirchenrechtlichen Status des weltweit humanitär tätigen Ordens.