Essener Missbrauchsstudie beleuchtet bekannte Fälle

Werden Namen genannt?

Die Missbrauchsstudie für das Bistum Essen wird erneut zwei besonders schlagzeilenträchtige Fälle aufgreifen. Die Untersuchung werde die Vorgänge um zwei Priester aus soziologischer, aber nicht aus juristischer Perspektive bearbeiten.

Symbolbild Missbrauch / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Missbrauch / © Harald Oppitz ( KNA )

Das sagte Bistumssprecher Ulrich Lota am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

In den Fällen wird hochrangigen Kirchenvertretern - etwa dem verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI., Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck und dem Münsteraner Bischof Felix Genn - Fehlverhalten vorgeworfen. Die Studie wird am 14. Februar präsentiert.

Bischof Franz-Josef Overbeck / © Lars Berg (KNA)
Bischof Franz-Josef Overbeck / © Lars Berg ( KNA )

Der aus dem Bistum Essen stammende Priester H. beging über viele Jahre Missbrauchstaten im Erzbistum München und Freising und wurde 1986 zu einer Gefängnisstrafe auf Bewährung verurteilt. Trotzdem wurde er danach erneut in der Gemeindeseelsorge eingesetzt, bis ihn 2010 Bischof Overbeck aus der Seelsorge abzog. Mittlerweile ist H. aus dem Klerikerstand entlassen.

Joseph Ratzinger im Jahr 1977 / © N.N. (KNA)
Joseph Ratzinger im Jahr 1977 / © N.N. ( KNA )

Der vor Kurzem verstorbene frühere Papst Benedikt XVI. bestritt, von der Vorgeschichte des Priesters gewusst zu haben, als dieser 1980 in das Erzbistum München und Freising kam. Damals leitete er als Kardinal Josef Ratzinger die bayerische Erzdiözese.

Fehler bereits eingeräumt

Im Fall des Kölner Priesters A. haben sowohl Overbeck als auch sein Vorgänger in Essen, Bischof Genn, bereits Fehler eingeräumt. Der Sexualstraftäter A. konnte trotz zweimaliger Verurteilung als Ruhestandsgeistlicher von 2002 bis 2015 in Bochum-Wattenscheid tätig sein. Erst 2019 verbot ihm der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki die priesterlichen Dienste. Mittlerweile ist auch er aus dem Klerikerstand entlassen.

A. und H. waren bereits mehrfach Themen in Gutachten und Studien. Die IPP-Untersuchung greift insgesamt sechs Fälle beispielhaft heraus.

Blick in die Pfarreien

Vor allem werde die Dynamik in Pfarrgemeinden in den Blick genommen, in denen Taten möglich wurden, teilte das Institut mit. Die Frage, ob wie in anderen Diözesen auch Namen von Verantwortungsträgern genannt werden, konnte Bistumssprecher Lota nicht beantworten.

Essener Münster / © Borisb17 (shutterstock)

Overbeck hatte 2020 bei der Vorstellung des Studiendesigns gesagt, dass Namen genannt würden, sollten Verantwortliche bewusst und vorsätzlich Taten verschleiert haben.

Laut Lota erhalten Betroffene und Bischof die Studie vorab. Overbeck nimmt an der Vorstellung am 14. Februar teil und wird eine Stellungnahme abgeben.

Overbeck zu Münsteraner Missbrauchsfall: Übernehme Verantwortung

Der Essener katholische Bischof Franz-Josef Overbeck hat Fehlverhalten im Umgang mit einem des Missbrauchs beschuldigten Priester eingeräumt. "Zu dieser damals getroffenen Entscheidung stehe ich und übernehme dafür auch die Verantwortung", reagierte der Ruhrbischof am Freitag auf einen Vorwurf in der Missbrauchsstudie für das Bistum Münster. "Heute würde ich zweifellos anders handeln - auch deshalb, weil die Entscheidung über einen beschuldigten Kleriker nicht allein durch Kleriker gefällt werden darf."

Franz-Josef Overbeck, Bischof von Essen / © Harald Oppitz (KNA)
Franz-Josef Overbeck, Bischof von Essen / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA
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