DOMRADIO.DE: Die Idee, den Kölner Dom für sehbehinderte Menschen in Klein nachzubauen, die gibt es schon ein bisschen länger. Es gibt ja auch schon solche Modelle, zum Beispiel vom Aachener Dom. Was war jetzt der Auslöser für die Aktion hier in Köln?
Heinz Theo Müller (Vorsitzender des Domsitzung e.V.): Wir vom Verein Domsitzung suchen immer Projekte am und im Kölner Dom, die dann von uns gefördert oder durchgeführt werden. Vom Kölner Dom, eine der schönsten Kirchen Deutschlands, fehlt dieses Modell für sehbehinderte Menschen. Wir haben beschlossen, dass es so ein Modell vom und im Kölner Dom geben soll. Wir sind uns im Gespräch mit dem damaligen Dompropst und dem Dombaumeister Peter Füssenich sehr schnell einig geworden, dass das gemacht wird.
DOMRADIO.DE: Wie funktioniert das eigentlich? Gab es eine Vorlage oder muss die erst entworfen werden?
Müller: Wir haben überlegt, wer das überhaupt machen kann. Und wie das im Karneval so ist, man spricht miteinander und der Obermeister der Goldschmiede, Ingo Telkmann, Präsident von "Fest in Gold", sagte, er könne das machen. Er hatte früher schon andere Projekte am Dom für die Schatzkammer gemacht. Und dann haben wir gesagt, wir stecken die Köpfe zusammen und waren uns auch sehr schnell einig, dass es jetzt so gemacht wird.
DOMRADIO.DE: Sie arbeiten auch eng mit der Blindenseelsorge des Generalvikariat im Erzbistum Köln zusammen. Inwiefern waren die an der Entstehung beteiligt?
Müller: Wir haben dieses Projekt aufs Gleis gesetzt, Dombaumiester Peter Füssenich, Ingo Telkmann und ich. Der Vorstand der Domsitzung war immer eingebunden. Als im letzten Frühjahr das erste Wachsmodell, aus dem das Negativ gegossen wird, entstanden ist, haben wir gesagt, die Blindenseelsorge muss dazukommen und mit ihrer Fachkompetenz einschätzen, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Die Blindenseelsorge hat mit einem blinden Menschen das Wachsmodell begutachtet und schon mal in die Hände genommen und gesagt: Ja, so ist es der richtige Weg.
DOMRADIO.DE: Wie war die Reaktion dieser Testperson?
Müller: Sehr gut. Er war davon überzeugt, dass das wirklich der richtige Weg ist. Die Proportionen stimmen. Man kann es eben ertasten. Wir hatten allerdings im Sommer ein kleines Problem. Es war ja relativ warm und das Wachsmodell drohte dahinzuschmelzen.
DOMRADIO.DE: Das ist natürlich nicht so gut! Wieso ist es so wichtig für blinde Menschen, dass sie solche Gebäude ertasten können? Also gerade auch Kathedralen und Kirchen, die ja riesig groß sind und die man normalerweise nicht erfasst bekommt?
Müller: Es ist ja für einen Nichtblinden schon kaum möglich, unseren Kölner Dom so zu erfassen. Für einen blinden Menschen ist es ja schier unmöglich, sich das vorzustellen. Man kann in den Dom reingehen und übers Gehör wahrnehmen, wie groß der Dom ist. Aber alles drumherum kann man einfach nicht sehen und deswegen ist es wichtig, es mit den Händen zu erfassen.
Das Interview führte Tobias Fricke.