DOMRADIO.DE: Sie sind in Köln geboren und groß geworden und dann über Bonn und Münster, grob gesagt, nach Mainz gekommen. Seit 2017 sind Sie da Bischof, und jetzt sind Sie seit gestern der Patron der Mainzer Straßenfastnacht. Wie kam das denn?
Peter Kohlgraf (Bischof im Bistum Mainz): Das war eine Überraschung des Mainzer Karnevalvereins bei der Sitzung. Die haben mir diese Ehre übertragen. Es ist sozusagen ein neues Amt. Ich glaube, es besteht in erster Linie darin, für ein gutes Gelingen zu sorgen und zu beten.
DOMRADIO.DE: Also, eigentlich wollten Sie da nur eine Sitzung besuchen?
Kohlgraf: Genau. Ich war eingeladen zur Sitzung. Das war auch eine sehr schöne Sitzung. Und irgendwann wurde ich auf die Bühne geholt und zum Patron der Straßenfastnacht ernannt. Was das jetzt genau bedeutet, das wird sich dann zeigen in diesen Tagen.
DOMRADIO.DE: "Patron der Via Carnevale in Aurea Moguntia" - Sie haben eine Urkunde gekriegt und eine Narrenkappe. Und die Aufgabe soll sein, dass Sie den Verein im Kampf gegen Mucker und Philister unterstützen mögen.
Kohlgraf: Ja, gut, die gibt es natürlich. In Köln wären Mucker und Philister wahrscheinlich die Düsseldorfer, hier sind es vielleicht die Wiesbadener. Wir versuchen, ein gutes Miteinander zu schaffen.
DOMRADIO.DE: Gibt es ein Äquivalent, eine Parallele zu Köln, die Ihnen einfallen würde zu diesem in Mainz nun neuem Amt?
Kohlgraf: Ehrlich gesagt nicht. Aber es zeigt vielleicht eine Gemeinsamkeit. Es gilt ja für Köln und Mainz, dass etwa der Dom und auch die Kirche insgesamt in diesem Miteinander von Karneval oder Fasnacht eine große Rolle spielt.
DOMRADIO.DE: Wir haben ja hier das Dreigestirn. Der Bauer muss die Stadt beschützen, die Jungfrau der Gesellschaft den Spiegel vorhalten und der Prinz die Narren regieren. Gibt es eigentlich in Mainz auch ein Prinzenpaar?
Kohlgraf: Dieses Dreigestirn haben wir nicht. Insofern ist das vielleicht ein wenig auch die Rolle dieses Patrons. Ich will es aber auch nicht überbewerten. Ich glaube, dahinter steckt einfach die Freude, nach drei Jahren Corona, dass jetzt wieder Karneval oder Fastnacht gefeiert wird und dass natürlich auch der Bischof als Person der Stadt mit dabei ist. Das freut mich auch. Und wir beten und sorgen für ein gutes Gelingen.
DOMRADIO.DE: Sie haben gestern diese Sitzung erlebt. Empfinden Sie die Menschen tatsächlich auch so, dass denen nach diesen Pandemiejahren wirklich ein Stein vom Herzen fällt und sich ganz viel löst?
Kohlgraf: Es war eine tolle Sitzung mit guten Reden, mit guter Musik und so weiter. Ja, ich glaube, dass da wirklich etwas neu aufbricht und dass eine große Freude da ist. Man merkt noch ein bisschen an den Besuchen, an den Sitzungen, dass die Vorsicht noch da ist. Ich glaube, die Begeisterung ist da, aber die die Lust, jetzt auch wieder präsent zu sein, muss noch so ein bisschen steigen.
DOMRADIO.DE: Da können Sie ja mit Ihrem neuen Amt jetzt noch dazu beitragen, auch von der Kanzel aus.
Kohlgraf: Genau, da tun wir unser Bestes. Auf jeden Fall.
DOMRADIO.DE: Haben Sie sich eigentlich, als Sie nach Mainz kamen und die Helau-Grenze passiert haben, dem Mainzer Fastnachtstreiben direkt angeschlossen?
Kohlgraf: Ich bin langsam warm gelaufen. Ich habe ja die ersten fünf Jahre als Professor nicht in Mainz selber gewohnt, sondern in einem rheinhessischen Dorf. Da gab es eine kleine Fasnacht, aber auch sehr herzlich. Das habe ich mir angeschaut. Aber es ist tatsächlich auf den Dörfern natürlich noch mal was anderes als in der großen Stadt. Aber Menschen engagieren sich und da läuft schon ganz viel.
DOMRADIO.DE: Und wo ist der Mainzer Bischof Peter Kohlgaf am Rosenmontag?
Kohlgraf: Ich werde wohl auf einem der Wagen mitfahren. Aber, wenn ich ein Geheimnis verraten darf: Wir hatten ein Mitglied der Prinzengarde auch als Gast hier. Also, die Kölner spionieren, wie man es macht.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.