Pfarrer fordert ChatGPT zu Predigtwettbewerb heraus

Verkündigung von Künstlicher Intelligenz

Einem besonderen Wettbewerb hat sich der Wiener Priester Tom Kruczynski gestellt: In einem YouTube-Video testet der Pfarrmoderator von Brunn am Gebirge die "Predigtkompetenz" von ChatGPT, einem System für künstliche Intelligenz.

ChatGPT gibt schnell schriftliche Antworten auf Fragen / © CHUAN CHUAN (shutterstock)
ChatGPT gibt schnell schriftliche Antworten auf Fragen / © CHUAN CHUAN ( shutterstock )

Tom Kruczynski (48) trägt der Software auf, eine Predigt zum Thema "Seligpreisungen" zu verfassen. Im Gegenzug liest er in dem Video eine eigene Predigt vor und überlässt abschließend dem Publikum das Urteil über die Qualität beider Texte. Er habe sich gefragt: "Wer predigt besser, Mensch oder Maschine?", zitiert die Presseagentur Kathpress den Geistlichen am vergangenen Montag.

Tom Kruczynski, Pfarrer in Brunn am Gebirge. (privat)
Tom Kruczynski, Pfarrer in Brunn am Gebirge. / ( privat )

ChatGPT ist derzeit in aller Munde. Das auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierende Tool des US-Unternehmens OpenAI hat bereits mehr als 100 Millionen Nutzer. Auf der Basis von einigen Millionen vorhandenen Texten beantwortet das Programm Fragen oder erstellt Texte zu beliebigen Themen.

Erstaunliches Ergebnis von ChatGPT

Kruczynski sagte, Berührungsängste mit der neuen Technologie kenne er nicht. Er arbeitete vor dem Eintritt ins Wiener Priesterseminar als Software- und Datenbankentwickler. Seit sechs Jahren veröffentlicht er Predigten und kurze Gedankenanstöße auf YouTube.

Das Ergebnis von ChatGPT bezeichnete Kruczynski als "erstaunlich"; das Programm habe einen "sauberen Predigttext" erstellt. Ihm gehe es aber nicht darum zu zeigen, dass KI den Prediger ablösen könne, sondern vielmehr darum herauszufinden, was der Mensch mehr zu bieten habe als die Maschine.

Texte in neuer Weise verbunden

Die Frage sei, ob eine bloße Ansammlung von Fakten und dessen, was Theologen zu einem bestimmten Thema gesagt haben, genug ist, so der Pfarrer. Künstliche Intelligenz denke ja nicht selbst, "sondern sie weiß die Texte, mit der man sie gefüttert hat, in neuer, origineller Weise zu verbinden".

Aber: "Ist das so anders als das, was wir tun? Das Urteil überlasse ich Ihnen", so Kruczynski in seinem Video. Er kenne Einwände, Bedenken und Fragen, die die neue technologische Entwicklung auslöse. Die Anwendung kritiklos zu übernehmen, hält er für problematisch.

Neue Fragestellungen

Dass mit ChatGPT eine neue Ära in der digitalen Kommunikation begonnen habe, sei aber "offensichtlich", so Kruczynski. Damit gingen auch brisante ethische, politische, philosophische und nicht zuletzt theologische Fragen einher. Um sich kompetent an der Diskussion über den "Quantensprung" in der digitalen Kommunikation und dessen Folgen beteiligen zu können, brauche es Kenntnis und Erfahrung.

Was ist Künstliche Intelligenz?

Der Begriff Künstliche Intelligenz (KI) wurde vor mehr als 60 Jahren geprägt durch den US-Informatiker John McCarthy. Er stellte einen Antrag für ein Forschungsprojekt zu Maschinen, die Schach spielten, mathematische Probleme lösten und selbstständig lernten. Im Sommer 1956 stellte er seine Erkenntnisse anderen Wissenschaftlern vor. Der britische Mathematiker Alan Turing hatte sechs Jahre zuvor bereits den "Turing Test" entwickelt, der bestimmen kann, ob das Gegenüber ein Mensch ist oder eine Maschine, die sich als Mensch ausgibt.

Symbolbild Künstliche Intelligenz / © maxuser (shutterstock)
Symbolbild Künstliche Intelligenz / © maxuser ( shutterstock )
Quelle:
KNA