Bistum Trier hilft mit Notfall-Energie-Fonds

Kirchensteuer für Menschen, die sie brauchen

Die Energiepreispauschale ließ die Einnahmen der Kirchensteuer steigen. Das Bistum Trier stellt darum einen 2 Millionen Euro umfassenden Notfall-Energie-Fonds bereit. Rita Schneider-Zuche von der Caritas Trier erklärt, wie das geht.

Im Zuge der Energiekrise fällt es vielen Menschen schwer, die stark angestiegenen Heizkosten zu begleichen.  / © Ink Drop (shutterstock)
Im Zuge der Energiekrise fällt es vielen Menschen schwer, die stark angestiegenen Heizkosten zu begleichen. / © Ink Drop ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Wie froh sind Sie persönlich über die Idee der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland, die Mehreinnahmen möglichst denen zukommen zu lassen, die sie brauchen?

Rita Schneider-Zuche (Bereichsleiterin für Profil und Entwicklung bei der Caritas Trier): Ich finde die Idee super, hier zu sagen, dass das Geld aus der Energiepauschale teils Menschen erreicht hat, die es vielleicht gar nicht so nötig hatten. So hatten beispielsweise die Kirchen unerwartete Mehreinnahmen.

Bedürftige erhalten Kirchensteuereinnahmen der Energiepreispauschale

Die katholische und die evangelische Kirche wollen Mehreinnahmen aus Kirchensteuern durch die Energiepreispauschale Bedürftigen zugute kommen lassen. Eine entsprechende Empfehlung haben die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) nach eigenen Angaben vom Mittwoch an die Bistümer und Landeskirchen gegeben. Die Mittel sollen über lokale soziale Projekte oder Initiativen den Menschen zugutekommen, die von der Energiepreiskrise besonders betroffen sind.

Symbolbild Geld/Belohnung / © Fabrizio Annovi (shutterstock)
Symbolbild Geld/Belohnung / © Fabrizio Annovi ( shutterstock )

Diese Mehreinnahmen wurden auf ein Treuhandkonto gelegt. Im Bistum Trier wurde dann der Diözesan-Caritasverband damit beauftragt, ein Konzept zu entwickeln, wie dieses Geld bei den Menschen ankommen kann, die es nötiger haben.

DOMRADIO.DE: Wer kann denn Geld aus diesem 2-Millionen-Euro-Topf beantragen?

Schneider-Zuche: Das können Einzelpersonen tun, die hilfsbedürftig sind, die mit Energiekosten konfrontiert werden, die ihr bisheriges Budget übersteigen. Die Notlage wird in unseren Beratungsstellen vor Ort geprüft. Natürlich wird der Hilfebedarf auch nachrangig gewährt.

Erst helfen wir, staatliche Unterstützungen oder jetzt auch das Bürgergeld zu beantragen und dann wird mit den Beraterinnen ein Auftrag ausgefüllt. Die ersten Energie-Hilfen sind auch schon ausgezahlt.

DOMRADIO.DE: Wie viel Geld kann da im Einzelfall fließen?

Schneider-Zuche: Im Einzelfall wird genau geprüft. Die konkreten Summen hängen auch von der Größe des Haushaltes und den Einkommensgrenzen ab.

Das können dann 500 Euro sein, aber es können im Einzelfall 1.000 Euro sein, je nachdem, wie hoch dann die tatsächlichen Energiekosten werden. Es können aber auch kleinere Summen sein, die in der Situation auch schon helfen.

DOMRADIO.DE: Welche Rückmeldungen bekommen Sie aktuell von Ihren Mitarbeitenden, die in der Beratungsarbeit direkt tätig sind? Hat sich die Klientel der Hilfesuchenden verändert? Beobachten Sie da was?

Schneider-Zuche: Es gibt Menschen, die kennen die Caritas seit langem und sind immer wieder auch in Kontakt mit ihr. Jetzt sehen wir aber auch Menschen, die Hilfe brauchen, aber sie nicht wirklich in Anspruch nehmen wollen. Da gibt es auch eine bestimmte Hürde, eine bestimmte Scham.

Deshalb wollen wir gemeinsam mit der Seelsorge auch zugehende Beratung machen, auch vor Ort in den Gemeinden mit Beratungsbussen präsent sein und auch darüber informieren, wie man Energie sparen kann. Und über solche Informationsveranstaltungen mit der Verbraucherberatung und Familienbildungsstätten wollen wir auch an Haushalte kommen, die wir bisher gar nicht im Blick hatten.

Rita Schneider-Zuche

Jetzt sehen wir aber auch Menschen, die Hilfe brauchen, aber sie nicht wirklich in Anspruch nehmen wollen. Da gibt es auch eine bestimmte Hürde, eine bestimmte Scham.

DOMRADIO.DE: Wie kann man denn zu Hause ganz einfach ein bisschen Energie einsparen?

Rita Schneider-Zuche: Dafür haben wir an verschiedenen Standorten unsere Stromspar-Checker, die dann wirklich auch in die Haushalte kommen, um diese Fragen dann zu klären. Wo habe ich denn die Geräte im Stand by stehen? Welchen Duschkopf benutze ich?

Wie hoch steigt meine Wassertemperatur beim Durchlauferhitzer? Wo habe ich abschaltbare Steckdosen? Im Einzelfall geben wir auch Zuschüsse, um zum Beispiel einen alten Kühlschrank, der übermäßig viel verbraucht, gegen einen neuen auszutauschen, der energiesparender ist.

Das Interview führte Verena Tröster. 

Bistum Trier

Liebfrauenkirche und Trierer Dom / © Julia Steinbrecht (KNA)
Liebfrauenkirche und Trierer Dom / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Das Bistum Trier ist das älteste in Deutschland. Es erstreckt sich über eine Fläche von 12.870 Quadratkilometern. Im Bistum Trier, das Grenzen zu Frankreich, Luxemburg und Belgien hat, leben etwa 2,5 Millionen Menschen. Als erster Bischof von Trier gilt der heilige Eucharius im dritten Jahrhundert. Das spätere Erzbistum, dessen Oberhirten seit 1198 auch Kurfürsten waren, war eines der wichtigsten im alten Reich. 

Quelle:
DR