DOMRADIO.DE: Frauen ins Dreigestirn. Ist das eine gute Idee?
Peter Brings (Sänger von Brings): Super Idee! Es ist sowieso an der Zeit, dass es mit dieser Unterscheidung Mann/Frau aufhört. Die Kompetenz ist doch im Leben angesagt und da ist es doch vollkommen egal, welches Geschlecht man hat. Und ich bin absolut für Frauen im Karneval. Das ist längst an der Zeit.
DOMRADIO.DE: Was können Frauen, was Männer nicht können im Dreigestirn?
Brings: Besser gefragt: Was können wir Männer denn besser? Die Männer denken ja immer, sie könnten alles, was Frauen nicht könnten. Ich glaube, Männer können dasselbe, was Frauen können und umgekehrt. Da gibt es überhaupt gar keinen Unterschied für mich. Ich könnte mir ein weibliches Dreigestirn vorstellen, das gibt es anderorts ja auch schon. Ich fände es auch gut, wenn Frauen auf den Sitzungen und in den Vereinen Präsidentinnen wären, wenn Frauen einfach in alle Vereine rein dürften. Es gibt ja auch reine Frauenvereine mittlerweile. Warum sich das noch nicht richtig mischt, weiß ich nicht. Aber das wäre doch längst an der Zeit. Ich bin 1964 geboren und von einer sehr selbstbewussten Frau großgezogen worden. Und bei uns war das immer Gang und Gebe, dass in unserer Familie Frauen genauso viel zu sagen hatten als die Männer. Wenn nicht sogar noch mehr.
DOMRADIO.DE: Wer wäre denn eine gute Frau als Prinz für dich?
Brings: Eine gute Frau als Prinz für mich? Also, die Nici Kempermann von Kempes Feinest singt doch, sie wäre mal gerne Prinz oder Prinzessin. Die Nici wäre doch schon mal ein super Prinz oder nicht?
DOMRADIO.DE: Sie könnte aber gar nicht Prinz werden, weil sie in keinem Verein ist, der dem Festkomitee angeschlossen ist. Denn da geht ja nichts ohne Festkomitee.
Brings: Das kann man ja alles ändern. Das sind ja alles nur Formalitäten, da tritt man irgendwo in einen Verein ein und dann wird man Prinz. Das ist ja kein Hexenwerk. Es müssten sich einfach mal ein paar Frauen bewerben. Da werden sich doch bestimmt kompetente Mädels oder Frauen finden, die so was mal in Köln machen. Und ich glaube, dass die Mädels das auch nicht schlecht finden draußen.
DOMRADIO.DE: Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat der Bewegung Rückendeckung gegeben. Erleben wir das noch, dass Frauen selbstverständlich im Dreigestirn sind?
Brings: Ach, es verändert sich in der heutigen Zeit so Vieles so schnell. Könnte gut sein, dass die Leute, die jetzt den Karneval leiten, das fördern. Das Festkomitee ist ja nicht grundsätzlich gegen Frauen. Man muss das einfach mal ausprobieren, oder? Es gibt allerdings auch Leute, die das nicht wollen. Aber vielleicht erleben wir das noch. Könnte gut sein.
DOMRADIO.DE: Wenn jemand bei Brings jetzt ausfallen würde, könntest du dir denn in der Band eine Frau vorstellen?
Brings: Oh, das weiß ich nicht. Cat Ballou haben das ja vorgemacht und das hat ja auch tierisch funktioniert. In unserem Musikgeschäft sind ja reine Frauenbands ganz selten. Es gibt ja auch im Karneval auf den Bühnen ganz wenige Frauen, die Marita Köllner ist mit eine der wenigen, die das alleine bestreitet, seit Jahrzehnten. Da gibt es ja nicht viele.
DOMRADIO.DE: Wird es denn in den nächsten Monaten Musik von Brings geben, die diese Bewegung zum Thema macht?
Brings: Könnte sein. Ich habe gestern die Linda Teodosiu von Cat Ballou in der Mülheimer Stadthalle in der Garderobe kennengelernt. Ich war sehr beeindruckt von dieser Frau. Das ist eine Wahnsinnssängerin. Mal gucken, was da kommt. Könnte ja sein, dass wir zusammen singen. So was geht ja schneller als an man denkt.
DOMRADIO.DE: 200 Jahre Karneval wird gefeiert. Ist das eine besondere Session für euch?
Brings: Ja, es ist in der Tat eine besondere Session. Ich bin total glücklich und dankbar, dass das Leben so zurück in die Stadt gekommen ist. Der Karneval ist ein Stück unserer DNA. Es ist ein Stück der Lebensfreude und des Lebensgefühls der Rheinländer. Das musste sich wieder ausdrücken können und das kann es jetzt wieder.
So laut, wie diese Corona-Welle gekommen ist, so leise ist sie verschwunden und die Säle sind wieder voll. Die Menschen fassen sich wieder an, wir sind wieder beieinander. Ja, das ist total schön. Da freuen wir uns alle sehr darüber, dass das Leben so zurückgekommen ist.
Das Interview führte Tommy Millhome.