Bischof in Nicaragua zu langer Haft verurteilt

Papst in Sorge

Das sandinistische Regime in Nicaragua geht immer härter gegen Kritiker in den Reihen der katholischen Kirche vor. Am Wochenende wurde Rolando Alvarez, Bischof von Matagalpa, im Eilverfahren zu mehr als 26 Jahren Gefängnis verurteilt.

Müde und erschöpft wirkt Papst Franziskus während seiner Audienzen / © Andrew Medichini (dpa)
Müde und erschöpft wirkt Papst Franziskus während seiner Audienzen / © Andrew Medichini ( dpa )

Der zuständige Richter bezeichnete Alvarez als "Landesverräter", der sich des "Ungehorsams" schuldig gemacht, die nationale Sicherheit untergraben und "Fake News" verbreitet habe. Zusätzlich zur Haftstrafe wurden dem 56-Jährigen die nicaraguanische Staatsbürgerschaft und seine zivilen Rechte entzogen. Er werde nun bis zum 13. April 2049 in Haft sitzen und müsse eine Geldstrafe zahlen, so das Gericht.

Nicaraguas OAS-Botschafter prangert "Diktatur" im eigenen Land an

Nicaraguas Botschafter bei der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), Arturo McFields, hat sich überraschend gegen die Regierung seines eigenen Landes gestellt. "Es ist nicht leicht, die Diktatur in meinem Land anzuprangern, aber zu schweigen und das Unhaltbare zu verteidigen, ist unmöglich. Ich muss sprechen, auch wenn ich Angst habe", sagte McFields am 23. März in einer Videoschalte des Permanenten Rats der OAS.

Daniel Ortega, Präsident von Nicaragua / © Alfredo Zuniga (dpa)
Daniel Ortega, Präsident von Nicaragua / © Alfredo Zuniga ( dpa )

Am Donnerstag hatte sich Alvarez geweigert, gemeinsam mit mehr als 200 anderen politischen Häftlingen in die USA ausgeflogen zu werden. Die sandinistische Regierung hatte dafür eine Chartermaschine bereitgestellt. US-Außenminister Antony Blinken sprach in diesem Zusammenhang von einem diplomatischen Erfolg. Spaniens Außenminister Jose Manuel Albares kündigte an, den abgeschobenen Dissidenten die spanische Staatsbürgerschaft anzubieten.

Papst: "Tief betroffen"

Als der Bischof sich weigerte, das Flugzeug zu betreten, reagierte Nicaraguas Machthaber Daniel Ortega verärgert und ließ ihn zurück in Gewahrsam bringen. Alvarez war bereits im August unter Arrest gestellt worden. Mit ihm wurden zahlreiche weitere Priester festgenommen. Sie hatten - ebenso wie er - wiederholt die herrschenden Zustände in dem mittelamerikanischen Land offen angeprangert.

Kirchenführer aus aller Welt reagierten am Wochenende bestürzt über diese Entwicklungen. Papst Franziskus meldete sich am Sonntag beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz zu Wort: "Die Nachrichten aus Nicaragua haben mich tief betroffen gemacht." Er bete für den Bischof von Matagalpa, den er sehr schätze, und für alle anderen Leidtragenden, so das Kirchenoberhaupt.

Innenpolitische Krise seit 2018

Der Lateinamerikanische Bischofsrat CELAM forderte in einer Erklärung die sofortige Freilassung aller, "die in Nicaragua zu Unrecht ihrer Freiheit beraubt werden". Die Spanische Bischofskonferenz äußerte sich ähnlich.

Nicaragua erlebt seit 2018 eine schwere innenpolitische Krise. Bei landesweiten Protesten gegen die linksgerichtete Ortega-Regierung kamen zu Beginn rund 350 Menschen ums Leben, Tausende wurden verletzt. Die Kirche, Nichtregierungsorganisationen und unabhängige Medien kritisierten immer wieder in scharfer Form die Menschenrechtsverletzungen des Regimes.

Inzwischen sind rund 1.300 NGOs verboten worden. Mehrere Kirchenvertreter wurden in den vergangenen Wochen zu langen Haftstrafen verurteilt, weitere warten auf ihren Prozess. Managuas Weihbischof Silvio Baez lebt nach Morddrohungen seit Jahren im Exil.

Quelle:
KNA