"Die ungleiche Macht- und Gewaltenteilung und die völlige Überhöhung des Priestertums müssen beseitigt werden."
Der Diözesanrat rief das Bistum zudem auf, auch personelle Konsequenzen in Betracht zu ziehen. Die sozialwissenschaftliche Untersuchung der Institute IPP und Dissens hatte vor allem die systemischen Ursachen der sexuellen Gewalt in den Blick genommen.
Anders als in anderen Diözesen ging es weniger um persönliche Verantwortlichkeiten von früheren und aktuellen Amtsträgern. Dazu sagte Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck bei der Präsentation der Studie am Dienstag: "Ich weigere mich, eine Person zum Sündenbock zu machen." Er als Bischof übernehme für sein Bistum die Verantwortung, "indem ich das ganze System anschaue".
Weiterer Ausbau der Präventionsarbeit gefordert
Die Laienvertretung forderte des Weiteren einen Ausbau der Präventionsarbeit im Bistum und kündigte an, auch die eigenen Strukturen und Haltungen kritisch zu hinterfragen. Es habe eine Art "Co-Klerikalismus" gegeben, dem entgegengewirkt werden müsse. "Ein Ergebnis der Studie ist, dass die Gemeinden mit ihren ehrenamtlich Engagierten in der Vergangenheit schlecht informiert und völlig im Stich gelassen wurden. Das darf nicht so bleiben", hieß es.
Laut eigener Zahlen der Diözese gibt es im Bistum Essen seit seiner Gründung vor 65 Jahren bis heute mindestens 423 Fälle und Verdachtsfälle sexualisierter Gewalt. 201 Personen sind beschuldigt, darunter 129 Geistliche und 19 Ordensfrauen. 2018 verzeichnete eine bundesweite Studie für die Essener Diözese nur 60 beschuldigte Geistliche sowie 85 Betroffene seit der Gründung 1958.