"Es ist an der Zeit, dass wir uns alle klar von jeder Darstellung distanzieren, die darauf abzielt, das schwächste Glied der Gesellschaft zu beschuldigen", so Erzbischof Corrado Lorefice in einer Erklärung auf der Website seines Erzbistums. Was in Cutro geschehen ist, sei kein Unfall gewesen, sondern die natürliche Folge der italienischen und europäischen Politik der vergangenen Jahre.
Über 60 Tote
In der Nacht zu Sonntag war ein Schiff mit Migranten vor der Küste Kalabriens verunglückt. Bislang wurden 63 Ertrunkene geborgen, einige davon Kinder. Rettungskräften zufolge könnte die Zahl der Toten noch steigen. Innenminister Piantedosi (parteilos) äußerte in diesem Zusammenhang am Dienstag, dass Verzweiflung niemals Reisebedingungen rechtfertigen könne, die das Leben der eigenen Kinder gefährdeten.
"Symbolischer Höhepunkt"
Erzbischof Lorefice kritisierte die Aussage als "symbolischen Höhepunkt": Der Minister, "der seinen Eid auf die italienische Verfassung geleistet hat - dieselbe Verfassung, die vor allem die unverletzlichen Menschenrechte anerkennt und garantiert", wälze die Schuld auf die Opfer ab. Es sei notwendig, "die vielen noch offenen Fragen über den Schiffbruch von Cutro zu beantworten und jedes Missverständnis über die sehr ernste Verantwortung jener auszuräumen, die den Schiffbrüchigen nicht zu Hilfe kommen und sie dem Tod auf See überlassen". Lorefice rief dazu auf, "endlich die lang ersehnten humanitären Korridore zu öffnen, das Asylrecht durchzusetzen und an der Integration zu arbeiten".