Die Deutsche Bischofskonferenz hat zum Abschluss ihrer Vollversammlung Kritik aus dem Vatikan am Reformkurs zurückgewiesen und die Bundesregierung zum Lebensschutz gemahnt.
Der Konferenz-Vorsitzende Georg Bätzing sagte am Donnerstag in Dresden, eine Mehrheit der Bischöfe halte trotz des Widerstands aus Rom am Reformprozess Synodaler Weg fest. Es gehe darum, das Kirchenvolk stärker an Entscheidungen zu beteiligen. Eine Minderheit der Bischöfe sieht das allerdings skeptisch.
Einig sind sich die Bischöfe darin, dass sie die von der Bundesregierung geplante Kommission für eine mögliche Neuregelung von Abtreibungen außerhalb des Strafrechts kritisch sehen. Auch beim Thema Suizidbeihilfe pochen die Bischöfe auf strikte Regelungen: Der Gesetzgeber müsse "der Tendenz entgegenwirken, dass sich der assistierte Suizid als selbstverständliche Form der Lebensbeendigung durchsetzt", sagte Bätzing.
Vatikan untersagt Synodale Räte in Bistümern
Der Vatikan hatte den Spielraum für innerkirchliche Reformen in Deutschland zuletzt noch weiter eingeschränkt: Die geplante Gründung eines gemeinsamen Leitungsorgans von Laien und Klerikern sei nicht zulässig. Denn ein solcher Synodaler Rat schränke die Vollmacht jedes einzelnen Bischofs unzulässig ein.
"Wir müssen und wir wollen im Gespräch mit Rom bleiben, das ist der ausdrückliche Wunsch der Deutschen Bischofskonferenz", sagte Bätzing.
"Die breite Mehrheit der Bischöfe steht hinter den Reformanliegen des Synodalen Weges und strebt nachhaltige Veränderungen an."
Bei der abschließenden Synodalversammlung in einer Woche in Frankfurt könnten einige Beschlussvorlagen aber scheitern, räumte der Limburger Bischof ein: "Wir rechnen auch damit, dass Texte nicht angenommen werden, und das ist ein ganz normaler Vorgang." Schwerpunktthemen des Reformdialogs sind die Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche.
Besonders umstritten sind unter anderem Beschlussvorlagen zur Segnung homosexueller Paare und zur Zulassung von Frauen zu sakramentalen Ämtern.
Unklar ist auch, ob alle 27 Ortsbischöfe am Synodalen Ausschuss teilnehmen, der den Synodalen Rat in den kommenden drei Jahren vorbereiten soll. Die fünf Ortsbischöfe aus Köln, Augsburg, Eichstätt, Passau und Regensburg hatten hinter dem Rücken ihrer Amtsbrüder beim Vatikan angefragt, ob sie verpflichtet sind, am Synodalen Ausschuss mitzuarbeiten.
Kritik am Papst
Bätzing kritisierte das abwartende Verhalten des Papstes im Fall Köln: "Das ist zum großen Schaden. (...) Weiß er eigentlich, was es auslöst, hier nicht zu entscheiden?" Papst Franziskus hatte den Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki in eine Auszeit geschickt, aus der Woelki vor einem Jahr zurückkehrte.
Der Papst verlangte zudem ein Rücktrittsgesuch des Erzbischofs, über das Franziskus bis heute nicht entschieden hat. Die Kritik an Kardinal Woelki, der im Zuge der Missbrauchsaufarbeitung in eine Vertrauenskrise geraten war, reißt seitdem nicht ab.
Die Bischöfe befassten sich in Dresden auch mit mehreren politischen Themen. Sie warnten vor einer Streichung des Abtreibungsparagrafen 218 aus dem Strafgesetzbuch. Dies führe zu neuen Polarisierungen in der Gesellschaft, sagte Bätzing. Das verfassungsrechtlich garantierte Lebensrecht des ungeborenen Kindes sei zu schützen.
Kirche mahnt Lebensschutz an
Am Dienstag war bekanntgeworden, wie die Kommission besetzt werden soll, die eine Regelung der Abtreibung außerhalb des Strafgesetzbuchs diskutieren soll. Berufen wurden 18 Experten und Expertinnen aus den Bereichen Medizin, Recht und Ethik. SPD, Grüne und FDP hatten sich in ihrem Koalitionsvertrag auf die Einsetzung einer solcher Kommission verständigt, deren offizieller Titel "Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin" lautet.
Auch beim Thema assistierter Suizid mahnt die katholische Kirche Lebensschutz an: "Wir sehen die Gefahr, dass der soziale Druck insbesondere auf ältere Menschen und andere pflegebedürftige vulnerable Personengruppen in der Gesellschaft steigt, den anderen nicht zur Last zu fallen", sagte Bätzing. Er sprach sich für Beratungspflichten und zeitliche Fristen aus. Wichtig seien ein dem Leben zugewandtes Gesamtklima, Fürsorge, eine gute Pflege und eine umsichtige Suizidprävention.
Die Bischöfe verurteilten erneut den Angriffskrieg Russlands als völkerrechtswidrig und betonten das Recht der Ukraine auf Selbstverteidigung. Es sei legitim, dem angegriffenen Land durch Waffenlieferungen und andere militärischen Maßnahmen zur Hilfe zu kommen. Zugleich betonten die Bischöfe in ihrer Erklärung, dass auch Selbstverteidigung und Nothilfe bestimmten Grenzen unterlägen. So müsse die Zivilbevölkerung geschont werden; auch dürften international geächtete Waffen nicht zum Einsatz kommen.