"Wir werden die römischen Argumente nach bestem Wissen und Gewissen abwägen, und dann hoffentlich an den zentralen Anliegen des eingeschlagenen Wegs festhalten können", sagte Lücking-Michel dem Evangelischen Pressedienst (epd) vor Beginn der letzten Vollversammlung des katholischen Reformdialogs Synodaler Weg am Donnerstag in Frankfurt am Main. Der Brief aus Rom mit dem Verbot, ein solches Gremium einzusetzen, sei ein Rückschlag gewesen und sei auch völlig überraschend gekommen.
Lücking-Michel engagiert sich für das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, das zusammen mit der Deutschen Bischofskonferenz den Reformprozess 2019 in Gang gesetzt hatte, um die Vertrauenskrise nach dem Missbrauchsskandal zu überwinden.
Einrichtung eines Synodalen Rates
Der Reformdialog Synodaler Weg hatte im Herbst bei seiner Vollversammlung mit großer Mehrheit für die Einrichtung eines Synodalen Rats gestimmt, bei dem auch in Zukunft Laien und Kleriker über die Zukunft der katholischen Kirche beraten und entscheiden können. Dazu soll zunächst ein sogenannter Synodaler Ausschuss gebildet werden, der Satzung und Geschäftsordnung für den Rat erstelle und die im Synodalen Weg nicht mehr behandelten Reformvorschläge aufgreife.
Wie es scheine, habe man im Vatikan nicht richtig verstanden, wie genau der Synodale Rat arbeiten solle. Das Kirchenrecht wolle man nicht außer Kraft setzen, es gehe nicht um die Entmachtung der Bischöfe, betonte Lücking-Michel. Spätestens, wenn in drei Jahren die Vollversammlung des Synodalen Wegs wieder zusammentritt, um den Fortschritt der beschlossenen Reformen zu evaluieren, solle sich der Synodale Rat konstituieren. Bis dahin sei genug Zeit, die Strukturen zu klären. Der Synodale Rat sei ein Instrument für nachhaltige Reformen, betonte sie.
Bischöfe nicht unbedingt nötig
Der Synodale Ausschuss sei ein Zwischengremium mit einem klaren Auftrag, sagte Lücking-Michel. Für nachhaltige Reformen sei es wichtig, dass die Rolle und die Aufgaben des Ausschusses jetzt gut geklärt würden.
Es sei bedauerlich, aber für das Prozedere kein Problem, wenn einzelne Bischöfe nicht am Synodalen Ausschuss teilnehmen wollten.
"Wir setzen auf die Selbstbindung und Selbsteinsicht der Bischöfe", sagte Lücking-Michel. Dass einzelne nicht mitmachen wollten, sei da schon als mögliches Ergebnis einer freiheitlichen Entscheidung mitbedacht. Ob sich diese Bischöfe damit ein Gefallen täten, sei jedoch fraglich. "Besser - auch mit Blick auf ihre eigenen Anliegen - wäre, wenn sie mitmachen und mitgestalten würden."